Soziale Medien und Populismus

Ein Millionstel Wahrheit

Hände tippen auf einer Computertastatur.
Kaum getippt, schon verbreitet: Clickbaits ziehen massenhaft durch soziale Medien - selbst Kritiker tragen zu ihrer Verbreitung bei, indem sie sich darauf beziehen. © imago/STPP
Georg Eckmayr im Gespräch mit Timo Grampes · 16.11.2016
Lügen, beleidigen, Ängste schüren: Donald Trump hat damit über Twitter erfolgreich Wahlkampf gemacht. Der Wiener Künstler Georg Eckmayr warnt vor so genannten "Clickbait Politics": Einzeilern, die massenhaft Lügen oder Halbwahrheiten verbreiten. Er weiß aber auch, was seriöse Politiker dagegen tun können.
Ein Foto von einer Schüssel voller Kaudragees, darunter die Frage: Wenn nur drei davon giftig wären, würden Sie welche davon nehmen?
Das Bild, von Trumps Sohn Donald Trump Jr. gepostet, ist für Georg Eckmayr ein Beispiel dafür, wie "Clickbait Politics" wirken: giftig. Denn mit den Bonbons seien Flüchtlinge gemeint gewesen. Das Bild vermittle eine hohe Gefahr - nämlich selbst verletzt zu werden:
"Die Gefahr aber durch Terrorismus, wenn Flüchtlinge ins Land kommen, ist ein Millionstel Teil davon. Das heißt, diese Clickbaits versuchen immer, etwas (...) zu radikalisieren und zu vereinfachen und zu emotionalisieren. Diese Mischung ist es, die dieses Phänomen ausmacht und gefährlich macht."

"Emotionale Falschdarstellung"

Oft handle es sich auch nicht um glatte Lügen, sondern "Umformungen von etwas, was passiert" sei: So beziehe sich etwa die von Donald Trump häufig genutzte Bezeichnung "crooked Hillary" - "betrügerische Hillary" - auf Clintons E-Mail-Affäre. Doch schieße die Formulierung weit über das Ziel hinaus und werde zu einer "emotionalen Falschdarstellung".
Ganz hoffnungslos findet der Wiener Künstler und Wissenschaftler die Lage dennoch nicht: Noch würden im Parlament Entscheidungen "auf einer anderen Ebene" getroffen. Es gehe aber darum, "diesen rationalen Diskurs mit dem anderen Diskurs sinnvoll zu verbinden. Das ist, glaube ich, die Herausforderung der nächsten Jahre." Politiker, findet Georg Eckmayr, sollten sich an ihre Wähler nicht nur in Wahlkampfzeiten wenden. Und sie sollten in den sozialen Medien präsent sein, um sich selbst, ihre Verhandlungen und Ergebnisse darzustellen.
Die Artikel-Serie von Georg Eckmayr zum Thema "Clickbait Politics" können Sie hier nachlesen.
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