Soundscout: "The Moonfires"

Afro-Funk aus Dänemark

Schallplattenspieler mit Langspielplatte
Wie eine verschollene Platte aus den 70er-Jahren klingt das charmante Debüt-Album der "Moonfires" © imago stock&people
Von Mathias Mauersberger · 21.09.2015
"Black Sugar" heißt das erste Album der italienisch-dänischen Band "The Moonfires". Deren kreativer Kopf ist Alex Puddu, ein Freund von Retro- und Vintage-Klängen und bekannt durch die musikalische Neuvertonung obskurer dänischer Erotik-Filme.
"Ich mochte schon immer diese Science-Fiction-Namen: The Moonfires, das ist ein toller Bandname! Ich stelle mir da einen Feuerball oder einen Kometen vor und denke an den schwarzen Funk aus den Siebzigern - an Bands wie Mandrill. Es ist kein 'großer' Name – aber ich bin froh, dass es keine andere Band gibt, die so heißt."
Alessandro Puddu trägt Glatze, Oberlippenbart, dunkle Brille. Er könnte auch gut als Mafia-Boss aus einem alten italienischen Gangster-Film durchgehen. Aber der 47-Jährige ist Musiker durch und durch. Seit fast 30 Jahren wohnt er in Kopenhagen, schraubt in seinem kleinen Studio an Retro- und Vintage-Klängen...
Ich mag es, wenn die Dinge echt und einfach klingen
"Ich bin sehr beeinflusst von der afroamerikanischen Soul- und Groove-Musik der 70er. Und von italienischen Soundtracks. Aber dieses Mal wollte ich etwas anderes machen: Es sollte 'schwarz' klingen, nach amerikanischem Soul, mit ein bisschen Synthesizer. Ich glaube, es ist gar nicht so weit entfernt von dem, was ich sonst so spiele – es ist im Grunde derselbe 'Sound'!"
Mit 19 kam Alex Puddu der Liebe wegen nach Dänemark, seitdem arbeitet er als Produzent und Songwriter. Mit seinem Album "The Golden Age of Danish Pornography" konnte er auch das deutsche Publikum auf sich aufmerksam machen. Die Moonfires sind aber trotzdem ein Neustart: eine richtige Band, mit Schlagzeug, Bass, Gitarre, Orgel.
"Ich wollte, dass die Band richtig 'zusammen' spielt. Wir haben uns dafür stark an meinen Demoversionen der Songs orientiert. Denn ich mag es, wenn Musiker einfach spielen. Die 'guten' Musiker können das manchmal nicht. Die spielen zu schnell, zu virtuos. Das klingt dann nicht mehr nach den guten alten 'Oldies'. Ich mag es, wenn die Dinge echt und einfach klingen."
In Dänemark immer noch ein Geheimtipp
Für das Debüt-Album der Moonfires konnte Alex Puddu den dänisch-jamaikanischen Sänger Duane Hobson gewinnen, dessen Stimme den Songs eine authentische Soul-Note verleiht. Hobson war es auch, der die Texte für das Album verfasste, so auch für die erste Single "Such a Bad Girl", ein trauriges, aber auch wütendes Liebeslied.
"'Such a Bad Girl' handelt von einer Beziehung, die einfach nicht funktioniert. Einer turbulenten Liebe. Du bist mit einer Frau zusammen, du liebst sie, kannst ohne sie nicht sein. Aber sie macht dir das Leben zur Hölle. Es ist ein Lied über Rebellion – und über die Erfahrung, mit der falschen Frau zusammen zu leben."
Das Schlagzeug rumpelt, die Bläser knattern, dazu leiert die Wah Wah Gitarre – das erste Album der Moonfires klingt wie eine verschollene Platte aus den 70ern, aus der goldenen Ära des Afro-Funk. Mit dieser Vorliebe für alte Sounds stößt Alex Puddu allerdings nicht immer auf Gegenliebe – in Dänemark ist seine Musik immer noch ein Geheim-Tipp.
"Die Dänen orientieren sich musikalisch in Richtung Zukunft – Electronica, Singer Songwriter, Hip Hop. Sie mögen die Pop-Kultur – das, was gerade angesagt ist. Aber sie interessieren sich nicht besonders für meine Musik. Was auch cool ist, denn es ist toll, hier in einer schönen Stadt zu leben, ohne viel Stress. In Dänemark sind die Menschen viel ernsthafter als in Italien – sie haben ein tolles Schulsystem, wollen ein gutes Leben für ihre Kinder. In Italien denkt jeder nur an sich, weil keiner dem Staat vertraut. Das ist auch ein Teil des Problems dieses Landes..."
"Meine Musik gehört allen"
Egal ob dänisch, italienisch oder doch afro-amerikanisch: "Black Sugar" von den Moonfires ist das "schwärzeste Album" in Alex Puddus Karriere. Neun soulige, manchmal etwas unfertige, aber immer charmante Songs. Der große Durchbruch dürfte den Moonfires damit zwar noch nicht gelingen, aber das ist Alex Puddu egal: Im November steht schon das nächste Projekt an: Ein neues Album mit Ella Dell'Orso, der Stimme aus den legendären Soundtracks von Ennio Morricone.
"Weißt Du, ich bin kein Perfektionist. Meine Arbeit ist ein 'work-in-progress'. Man muss einfach immer weiter machen. Vielleicht schreibe ich in zehn Jahren ja mein Meisterwerk! Aber wenn du nicht konstant Platten veröffentlichst, dann wirst du das nie wissen. Meine Musik gehört nicht mir allein, sie gehört allen! Die italienischen Film-Komponisten aus den 70ern haben auch so gearbeitet: Die wollten nicht möglichst viele Platten verkaufen – die wollten den Film bereichern. Dieser Ansatz gefällt mir!"
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