"Soul Boy"

01.12.2010
"Soul Boy" ist ein modernes Märchen aus Kibera, dem großen Slum der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Es verbindet Mythen und Aberglauben mit dem ganz realistisch eingefangenen Alltag kenianischer Kinder.
Kenia/Deutschland 2010; Regie: Hawa Essuman; Darsteller: Samson Odhiambo, Leila Dayan Opollo, Krysteen Savane, Frank Kimani, Joab Ogolla, Lucy Gachanja, Katherine Damaris; Länge: 60 Minuten

"Soul Boy" ist ein modernes Märchen aus Kibera, dem großen Slum der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Es verbindet Mythen und Aberglauben mit dem ganz realistisch eingefangenen Alltag kenianischer Kinder auf so wunderbare Weise, das eine wirklich anrührende und für jüngeres Publikum auch spannende Geschichte entsteht.

Daran haben vor allem die beiden hinreißenden jungen Hauptdarsteller Samson Odhiambo und Leila Dayan Opollo als Darsteller großen Anteil, aus deren Perspektive der Film erzählt. Aber auch das Drehbuch des kenianiaschen Autors Billy Kahora gibt den Laienschauspielern einen glaubwürdigen Spielraum
und die kenianische Regisseurin Hawa Essuman überzeugt durch Vitalität und sichere Führung.

Doch allein die Entstehung des Filmprojektes mit Tom Tykwer als Regie-Supervisor ist aufsehen erregend. Denn der Film ist das Produkt eines Workshops, an dem sich die alternative Produktionsfirma von Marie Steinmann und Tom Tykwer seit Jahren beteiligt. Unterstützt durch die NGO "Anno’s Afrika" wird in den Slums von Nairobi die Kunstwerkstatt "Art Education for Children" veranstaltet.

In diesem Rahmen haben die beiden Deutschen ein Team junger kenianischer Filmemacher zusammengestellt, das den Film in nur wenigen Wochen in der Heimat von Abila und Shiku, dem Slum Kibera, gedreht hat. Es ist eine Art Episodenfilm, der uns in die elterlichen Wellblechhütten, die Unterschlüpfe der Kleinkriminellen, in Werkstätten, aber auch die Höhle einer Geisterfrau führt.

Dorthin muss Abila, um seinen Vater zu retten, der krank und apathisch danieder liegt und klagt, dass seine Seele gestohlen wurde. Auch wenn Abila weder an Geister noch die alten Mythen glaubt, ist er bereit, sieben verzwickte Aufgaben zu erfüllen. Wäre da nicht seine kluge und mutige Freundin Shiku, hätte er es wohl nie geschafft.

In diesem märchenhaften Kontext erfahren die Kinozuschauer die eigentlichen Malaisen einer Gesellschaft, in der die Väter trinken und stehlen, die Mütter für das Überleben sorgen und die Kinder auf sich allein gestellt sind. Auch wenn der Film im Generation-Wettbewerb der Berlinale für junge Zuschauer Premiere hatte, bietet er auch für Erwachsene das überraschende und berührende Erlebnis fremder Menschen, die sich mit diesem gelungenen Filmprojekt am Ende stolz der Kamera präsentieren.

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