"Sommerhaus der Stars" und Co

Reality-TV: Zurzeit besser als das wahre Leben?

46:47 Minuten
Annemarie Eilfeld und ihr Freund Tim Sandt stehen bei einem Shooting nahe Dresden in einem Feld mit blühenden Sonnenblumen bevor die beiden in der RTL Show "Sommerhaus der Stars" auftraten.
Im "Sommerhaus der Stars" mit dabei: Annemarie Eilfeld und Tim Sandt. © picture alliance / dpa-Zentralbild / Nico Schimmelpfennig
Von Christine Watty und Johannes Nichelmann · 08.10.2020
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Für viele sind Reality-TV-Formate ein eher heimliches Vergnügen. Aber passt die Enge solcher Sendungen nicht besonders gut in die beklemmende Zeit der Pandemie? Wir fragen die Journalistinnen Anja Rützel und Anna Dushime.
Manchmal fühlt sich das Leben aktuell filmreif an, sodass gerade keiner mehr so richtig weiß: Ist das noch die Realität? Trumps Covid-19-Erkrankung und die dazugehörige Inszenierung kamen bei manchen an wie eine Bonusfolge von "House of Cards" und die wieder verschärften Pandemie-Maßnahmen haben immer noch surreale Züge: allein eine Art Sperrstunde in der Hauptstadt demnächst, als lebten wir in einer anderen Welt- und Zeitdimension. Wenn nun aber die echte Welt so schräg ist, wohin dann mit sich im wieder beginnenden Dauer-Drinnen?

Das Streiten der anderen

Wir könnten ja wieder anfangen, vorsorglich Netflix-Serien zu besprechen und Hauskonzerte zu schauen, aber diesmal machen wir das anders: Wir lenken den eigenen Aufmerksamkeitsfokus von den großen Katastrophen auf die kleinen, zwischenmenschlichen – und zwar die im Reality-TV. Seit sieben Folgen beispielsweise schreit und streitet sich die aktuelle Staffel des "Sommerhaus der Stars" langsam aus der RTL-Bubble in die Herzen des Feuilletons. Und das nicht zuletzt dank der liebevollen Begleitung sämtlicher Aussetzer der Bewohner durch Twitter und durch SPIEGEL-Kolumnistin Anja Rützel.
Mit analytischem Verstand versucht letztere, sämtliche Pärchenstreitereien zu durchdringen und ist sich sicher: In dieser Produktion steckt viel drin. Aber was eigentlich? Müssen wir das schauen – und wofür steht denn diese Sorte Trash-TV? Bekommen Sendungen wie dieses inmitten einer Pandemie eine neue Bedeutung? Das besprechen wir mit Anja Rützel persönlich. Und wir reden mit der Journalistin und Podcasterin Anna Dushime darüber, warum Reality-TV niemals ein "guilty pleasure" ist, welche Formate es noch außerhalb des deutschen Trash-Kosmos gibt, und wie diese eigentlich besetzt sind: Wer ist das "Personal" des Reality-TV – und welche Gesellschaft soll das eigentlich abbilden?
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