So rockt der Libanon

Frech und funky

Who killed Bruce Lee im Rockpalast
"Who killed Bruce Lee" bringt Rockmusik aus dem arabischen Raum nach Europa. © SMP Photographs
Von Cornelia Wegerhoff · 15.11.2017
Im Nahen Osten ist "Who killed Bruce Lee" schon der Inbegriff alternativer arabischer Rockkultur. Mit ihrer Mischung aus Rock 'n' Roll und Dance Music ist die Band nun auf Deutschlandtour – und begeistert sogar Die Toten Hosen.
So klingt der Orient. Zumindest bei den Auftritten der libanesischen Band "Who killed Bruce Lee". In diesem Musikvideo taucht Frontmann Wassim Bou Malham mit seinem kahlgeschorenen Charakterkopf samt Vollbart dann auch noch unerwartet im weißen Smoking auf. "Elvis" heißt der Song, bei der er auf der E-Gitarre abrockt. Elvis lebt? Wenn ja, dann hat er wohl inzwischen einen Zweitwohnsitz im Libanon. Ironisch spielt die Band mit den alten West/Ost-Klischees und setzt dabei selbst neue Standards.
"Ich denke, unsere Musik ist irgendwo zwischen Rock’n‘Roll und Dance Music. Es gibt sowohl ausführliche Gitarrensoli als auch den Groove dahinter. Wir haben eine coole Rhythmus-Section mit Malek and Pascal, dem Drummer und dem Bassisten. Und Hassib, der Keyboarder und Synth-Player, gibt 'ne Menge Melodien dazu. Jeder gibt sein Ding dazu."

Im Libanon schon Kult

Vor sieben Jahren kamen die vier Musiker in Beirut zusammen, inspiriert durch die Independent-Bewegung und amerikanische Gruppen wie LCD-Soundsystem. Der kuriose Name der Band stellt seither selbst Fans vor ein Rätsel. Dieser hier crasht vor Neugier einfach das Interview für diesen Bericht.
"Warum wir diesen Namen haben? Keine Ahnung. Einfach so daher gesagt."
Immer mehr junge Fans scharen sich jetzt um Wassim, machen Selfies und Komplimente zum jüngsten Auftritt.
"Who killed Bruce Lee" ist im Libanon Kult und im ganzen Nahen Osten inzwischen der Inbegriff alternativer arabischer Rockkultur. Frech, überraschend, auch mal tänzerisch oder funky, mit englischsprachigen Texten, die allesamt mehr Sinn machen als der Bandname.
Bei "Born addicted" geht es zum Beispiel um eine Liebe, die zur Sucht wird. Der konservative Teil der libanesischen Gesellschaft mit seinen strengen Moralvorstellungen, sei es muslimisch oder christlich-orthodox, mag bei solchen Songs entsetzt die Nase rümpfen. Der liberalen Jugend ist das egal. Beirut ist berühmt-berüchtigt für sein Nachtleben. Die Clubs sind voll, die Konzerte von "Who killed Bruce Lee" auch.

Selbst Die Toten Hosen tanzen mit

"Vorher war das so ein bisschen begrenzt auf die Untergrund-Szene. Jetzt sind sogar drei Bands aus dem Nahen Osten auf Tour: Mashrou‘ Leila, wir und die Wanton Bishops. Das gab‘s vorher noch nie. Es kam gar nicht vor, dass Bands von hier Verträge hatten."
Das Debut-Album "Distant Rendezvous" hat "Who killed Bruce Lee" 2016 in Berlin aufgenommen, inzwischen das zweite Zuhause der Libanesen. Die Deutschland-Tour war schon im vergangenen Jahr ein großer Erfolg.
"Düsseldorf war sehr besonders. Da war eine Gruppe von rund 70 Leuten im Publikum, die sich unsere Show ansehen wollte. Die anderen Zuschauer sind komplett ausgeflippt, als sie die Typen gesehen haben. Später fanden wir raus, dass das Die Toten Hosen waren."
Selbst "Altrocker" Campino steht also auf Rock aus dem Libanon.

"Wir geben ihnen Hoffnung"

Da, wo das Leben wie ein Dschungel voller Gegensätze ist, heißt es in diesem Song. Und auf einmal klingt dann doch der Orient durch.
"Who killed Bruce Lee" ist es gelungen ist, sich in diesem Dschungel durchzuschlagen bis auf internationale Konzertbühnen. Das mache den Fans zu Hause Mut, meint Wassim Bou Malham:
"Was das tolle daran ist, dass die jungen Leute jetzt wissen, so was geht. Denn vorher waren da immer die Papiere, die Visa, die einen daran gehindert haben. Aber da ist immer ein Weg. Mich freut es, dass eine Menge junge Leute, die zu unseren Konzerten kommen, sagen, dass wir ihnen Hoffnung geben, in die Zukunft und durch Musik."
Mehr zum Thema