Sigrid Löffler: Literaturnobelpreis für Doris Lessing kommt 30 Jahre zu spät

11.10.2007
Die Literaturwissenschaftlerin Sigrid Löffler hat sich kritisch über die Verleihung des Literaturnobelpreises an die britische Schriftstellerin Doris Lessing geäußert.
Die Auszeichnung sei der "krönende Abschluss eines Werks, das eindeutig ins 20. Jahrhundert gehört", sagte Löffler am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. Lessing habe in den 50er und 60er Jahren bedeutende Romane veröffentlicht wie "Das goldene Notizbuch" oder den fünfteiligen autobiografische Romanzyklus mit dem Obertitel "Die Kinder der Gewalt".

Zugleich gebe es aber ein umfangreiches Alterswerk der Autorin, das schwach sei und die früheren Romane weitgehend diskreditiere. Es hindere daran, "die großen Werke noch so zu sehen, wie sie damals doch gemeint waren". Lessing habe sich immer große Themen vorgenommen, aber in den späten Romanen zeigten sich "Verwässerungen ihrer Lebensthemen, es sind Sentimentalisierungen, das Werk wird larmoyant und kann eigentlich an die große Kraft ihrer frühen Romane nicht mehr anschließen", kritisierte Löffler.

Die Literaturwissenschaftlerin betonte, der Preis für Doris Lessing komme "um 30 Jahre zu spät". Sicherlich könne man der Autorin diese Auszeichnung verleihen, "aber es gibt so viele andere Schriftsteller, deren Werk eingreifender ist, prägnanter ist und auch radikaler ist, und denen hätte ich den Preis vielleicht eher gegönnt".

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