Showdown in Bayreuth

Von Jürgen Stratmann · 29.04.2008
Wolfgang Wagner hat seinen Rücktritt angekündigt. Und Eva Wagner-Pasquier, die sich einst zu einem gemeinsamen Konzept mit ihrer Cousine Nike Wagner zusammengeschlossen hatte, macht nun mit Halbschwester Katharina gemeinsame Sache.
Sie schwelt schon fast eine Dekade, die Wagner´sche Erbfolge-Fehde, die ausbrach, als des großen Richards Enkel Wolfgang kurz vor der Jahrtausendwende - nach mehr als 50 Jahren auf dem Chefsessel, nicht mehr ausschloss, eine Machtübergabe eventuell in Erwägung ziehen zu wollen - und dann ging's los ...

Es bewarben sich damals, 1999, gemäß der Satzung der Wagnerstiftung, nur Familienmitglieder, und ausschließlich Frauen: Nike Wagner, von Beruf Dramaturgin, seit 2004 Leiterin des Kunstfestes Weimar, eine Tochter des früh verstorbenen Wieland Wagners, die sich um Bayreuth sorgt, weil:

" Wir sind einem hemmungslosen kommerziellen Zeitgeist ausgeliefert, und der ist per se ja nicht gerade sehr kunstträchtig! "

außerdem: Eva Wagner-Pasquier, verstoßene Tochter Wolfgang Wagners aus erster Ehe, und schließlich Gudrun Wagner, die im letzten Herbst überraschend verstorbene zweite Gemahlin des amtierenden Chefs und einst heimliche Herrscherin des Grünen Hügels:

" Wenn sie gesagt hat, das machen wir so oder so oder so, " so der Dirigent Christian Thielemann über Gudrun Wagner, " dann war daran nichts zu deuteln, und da hat es auch nie irgendwelchen Ärger gegeben - ganz im Gegenteil!"

Nur ihr, seiner patenten Gattin wollte Wolfgang Wagner das Zepter anvertrauen! Doch der Stiftungsrat entschied sich 2001 für die ungeliebte Tochter Eva! Also gab Wolfgang den Posten nicht ab! - und was dann folgte, darin sind sich die meisten Kommentatoren einig, böte Stoff für ein endloses TV-Familiendrama, Marke "Unsere Wagners! - Gute Zeiten, schlechte Zeiten" oder so was - aber das sei überzogen:

" Wir waren ja etwa hundert Jahre lang Familienbetrieb - dass sich da Konfliktsituationen herausbilden, das liegt in der Natur der Sache ", beschwichtigt Nike Wagner. " Und ich glaube nicht, dass andere Familien da sehr viel engelhafter handeln würden als wir. Es ist ein Machtspiel, … "

…, das sie wohl verloren hat - obwohl sie im Team mit ihrer etwa gleichaltrigen Cousine Eva ein Gemeinschaftskonzept vorgelegt hatte:

" Ja, ein vollendet schönes Konzept kann ich Ihnen nur verraten. "

Aber - umsonst: die Verbündete ist - entgegen früherer Beteuerungen - zur Halbschwester Katharina übergelaufen, zur blutjungen Tochter und Favoritin des Clan-Patriarchen, über deren Arbeit sie sagt:

" Das geht in Richtung Kinderkram, Pop, Boulevardisierung ... "

Das sehen viele ähnlich, darunter auch einflussreiche Wagnerverbände! Aber kein Problem, findet Katharina:

" Wagnerverbände haben gar nichts mitzubestimmen, sie sitzen nicht in den entscheidenden Gremien ... "

Aber was kann das entscheidende Gremium, der Stiftungsrat, denn eigentlich entscheiden.

" Jeder weiß, dass der Stiftungsrat sich selber in eine Klemme manövriert hat, weil er einen Lebenszeit-Vertrag an meinen Onkel Wolfgang gegeben hat, und sie können damit nicht umgehen - sie können höchstens dem alten Herrn den Amtsarzt auf den Hals schicken. "

Oder sie eignen sich.


Das Gespräch zum Thema mit Wolf-Dieter Peter können Sie mindestens bis zum 29.9.08 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.