Sharhram Houshmandfard

Unser Mann in Teheran

Ein Porträt von Shahram Houshmandfard
Shahram Houshmandfard © Deutschlandradio / Patricia Schlosser
Von Patrizia Schlosser · 21.11.2016
Seit dem Ende der Sanktionen gegen den Iran hoffen deutsche Unternehmer auf das große Geschäft: Experten schätzen, dass deutsche Firmen bald Waren im Wert von zehn Milliarden Euro dorthin exportieren könnten. Doch vor Ort braucht es Personen, die vermitteln - wie Shahram Houshmandfard.
Um den Iraner Shahram Hoshmandfard kennenzulernen, setzt man sich am besten zu ihm ins Auto in Teheran und lässt sich die Geschichte erzählen wie er einmal von der Sittenpolizei angehalten wurde. Seine Frau hatte während der Autofahrt kein Kopftuch getragen.
Shahram Hoshmandfard: "Ich fragte den Typen von der Sittenpolizei, wie die Strafe für so etwas aussieht. Er meint: Wir bringen euch zur Polizeistation zur Befragung und ihr bekommt einen Vermerk. Euer Auto könnt ihr morgen abholen. Ich sage: Sorry aber ich habe morgen drei wichtige Meetings. Ich kann mein Auto nicht da lassen. Von mir aus könnt ihr meine Frau die ganze Nacht da behalten, aber nicht mein Auto! Der Typ hat sich kaputt gelacht."
Die Sittenpolizei ließ ihn und seine Frau weiterfahren. Shahram grinst bei der Erinnerung daran und schiebt seine Sonnenbrille ins zurückgekämmte graue Haar. Er schaltet die Lautsprechanlage seines Telefons im Auto an und wählt. Es ist 9 Uhr morgens.

Ein Mann der Stunde

Shahram ist der Repräsentant des deutschen Maschinenherstellers Bauer Maschinen im Iran - und damit ein Mann der Stunde. Deutsche Firmen, die jetzt in den wiedergeöffneten iranischen Markt investieren wollen, brauchen Typen wie ihn: Gewitzte Problemlöser mit jeder Menge "Connections". Etwa 1000 Repräsentanten deutscher Firmen und Vertriebsleute tummeln sich momentan im Iran, schätzt die Deutsche Handelskammer.
Erster Punkt auf Shahrams heutigen to-do-Liste: Auschecken was im Parsian Azid Hotel so los ist. Wir parken vor einem 26-stöckigen Hochhaus aus Beton und Glas - die Unterkunft für Staatsoberhäupter und Geschäftsleute in Teheran.
Sie sehen die Millionenstadt Teheran, es dämmert.
In Teheran leben rund 15 Millionen Menschen© Deutschlandradio / Jörg-Christian Schillmöller
Shahram scherzt mit den PR-Damen im Büro für Öffentlichkeitsarbeit. Die goldenen Manschettenknöpfe am beigen Anzug glänzen. Das blau-weiße Einstecktuch sitzt akkurat.
Plötzlich eilt eine elegante Frau mit einer riesigen Sonnenbrille zu einer der Büroangestellten, das bunte Kopftuch auf Halbmast. Shahrahm schaut auf. Und erkennt die Service-Leiterin der deutsch-iranischen Handelskammer AHK, Kamelia Karimi. Er macht mich mit ihr bekannt:
"Sie sind total im Stress, nicht?"
Karimi: "Weil wir in zwei Wochen eine Delegation aus Nordrhein-Westfalen haben und wir sind dabei das alles zu organisieren. Hotelreservierung, Saalreservierung, alles weitere. Wir werden diese Woche eine Delegation aus Thüringen haben, deswegen haben wir so viel zu tun."
Shahram ist zufrieden. Weiß, wer gerade im Hotel absteigt. Wann welcher potentielle Kunde kommt. Zeit fürs Mittagessen.
Natürlich auch ein Geschäftstermin.
Wir kommen eine halbe Stunde zu spät im Restaurant an. Normal in Teheran. Das Straßennetz ist ein chronisch verstopftes System dreispuriger Highways. Der deutsche Geschäftspartner Ralph Glasow ist trotz des Staus pünktlich. Das wird von uns Deutschen erwartet, sagt er. Stau hin oder her.

Vermittler zwischen deutscher und iranischer Kultur

Ralph Glasows Unternehmen "Business to Persia" bietet an, zwischen der deutschen und der iranischen Kultur zu vermitteln. Shahram hört sich alles höflich an. Auch wenn er - im Geschäft mit deutschen Firmen seit über 20 Jahren - diesen Service immer gleich mitliefert.
Nachmittags begleitet mich Shahram zu einem iranischen Unternehmer. Mich interessiert seine Sichtweise auf die Sanktionen.
Pourya: "Ich erklär die Sanktionen so: Stell dir vor, du willst 200 Meter laufen oder 200 Meter mit Hürden. Der Weg ist unterschiedlich schwer, aber das Ziel ist das gleiche."
Shahram schafft es, während des Interviews mit dem Unternehmer Pourya Saeedi Visitenkarten zu tauschen. Ein Mann will nach oben.
22 Uhr. Feierabend. Die Hochhäuser der Millionenstadt glitzern im Dunkeln. Dahinter ragt das Alborz Gebirge schwarz in den Nachthimmel. Shahram lehnt sich entspannt im Autositz zurück.
Shahram: "Die Repräsentanten anderer internationaler Unternehmen sind so alt wie mein Vater. Zu mir sagen sie, ich wär sehr frisch, sehr jung."
Genau darin, sagt er, sieht er seine Chance.
Shahram: "Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich sie bei einem Konkurrenzkampf verdrängen werde. Ich werde dafür sorgen, dass sie früher oder später von meinem Markt verschwinden. Ich will die Nummer eins sein."
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