Shantel

Ein Lied für Griechenlands verlorene Jugend

Der Musiker und DJ Stefan Hantel alias Shantel
DJ Shantel wohnt sei zwei Jahren in Athen und setzt sich für die dortige Jugend ein. © dpa / picture alliance / Karpov Sergei
Stefan Hantel im Gespräch mit Carsten Beyer · 17.02.2015
Der Frankfurter Musiker Shantel will mit einem neuen Song der verlorenen Jugend Griechenlands eine neue Stimme geben. Zusammen mit der griechischen Sängerin Areti Ketima hat er in Athen das Lied "EastWest – Dysi ki Anatoli" aufgenommen.
Sein Großvater sei Grieche gewesen, sagte der Musiker Stefan Hantel, der unter dem Künstlernamen Shantel als populärer Vertreter des Balkan Beat bekannt ist, im Deutschlandradio Kultur über seine familiären Wurzeln. "Wir reden immer sehr abstrakt über Griechenland und die Griechen oder Spanien oder Portugal", sagte der DJ, der seit zwei Jahren in Athen lebt. In ganz Südosteuropa habe die Lage inzwischen dramatische Züge angenommen.
Videoclip mit Leuten von der Straße
"Ich wollte diesem abstrakten Zerrbild eine Stimme, ein Gesicht geben", sagte Shantel. Deshalb habe er auch ergänzend einen Video-Clip gedreht, bei dem 30 Leute von der Straße ins Studio in Athen eingeladen wurden, um daran mitzuwirken. Sie hätten sich alle über das persönliche Interesse an ihren Lebensgeschichten gefreut. "Ich bin Musiker und kein Politiker und deswegen wollte ich das ganze neu beseelen und den Menschen in den Mittelpunkt rücken." Viele jungen Menschen wanderten heute aus und verließen Griechenland, um ihr Glück in der Diaspora zu suchen.
Musiker überleben nur dank Aushilfsjobs
Gerade Musiker verdienten mit ihrer Arbeit kein Geld mehr, schilderte Shantel die Lage in der griechischen Branche. "Es gibt keine Auftrittsmöglichkeiten, es gibt keine Labels mehr." Der Chef des größten Musikverlages sitze wegen Korruptionsvorwürfen im Gefängnis. Viele griechische Kollegen müssten sich mit Aushilfsjobs über Wasser halten. "Das empfinde ich als bizarr, wenn man das vergleicht mit dem Leben hier in Deutschland."
Positives Lebensgefühl
Aber die Griechen verfielen nicht in Depression, sondern im Gegenteil: "Ich war erstaunt darüber, wie wenig die Menschen jammern und leiden", sagte der Musiker. Es gebe vielmehr ein positives Lebensgefühl und die Griechen gingen gerne weiter aus und amüsierten sich gerne. "Das ist vielleicht der Unterschied zum technokratischen Nordwesteuropa."
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