Selbstfindung

Wer bin ich?

Von Susanne Burg · 04.05.2014
Die Filme "Über-Ich und Du" und "Vergiss mein Ich" setzen sich auf verspielte Weise mit der Frage auseinander, wie wir wurden, was wir sind. Sie zeigen, dass Selbstfindung immer auch Selbsterfindung ist.
Nick, der Held in Benjamin Heisenberg Film "Über-Ich und Du", ist ein Klein-Ganove. Er handelt mit wertvollen Büchern, hat aber bei den falschen Leuten Schulden und muss untertauchen. Der Zufall führt ihn zu Curt Ledig, einem renommierten und hochbetagten Psychologen. Nick wird als Aufpasser des leicht vergesslichen Mannes angeheuert. Ziemlich schnell sieht Curt Ledig in Nick einen interessanten Fall und beginnt mit einer unkonventionellen Therapie. Das Ergebnis: Ledigs Zwangsneurose, keine Küche betreten zu können, geht auf Nick über.
"In die anderen Räume komme ich rein, aber hier nicht."
"Über-Ich und Du" ist eine Komödie, die auf sehr spielerische Art die Methoden der Psychoanalyse hinterfragt. Jan Schomburg hat seinen Film "Vergiss mein Ich" eher als Versuchsanordnung angelegt, durchaus auch mit witzigen Elementen: Die 40-jährige Lena, gespielt von Maria Schrader, verliert durch eine nicht diagnostizierte Gehirnentzündung ihr biographisches Gedächtnis. Sie weiß nicht mehr, wie sie ihren Mann kennengelernt hat, wer ihre Freunde sind, dass sie früher Höhenangst hatte. Sie weiß nicht, wie sie Freude oder Trauer ausdrücken soll.
Ich-Befreiung
Also fängt sie an, Verhalten von anderen abzugucken und einzustudieren und Tagebücher von sich zu lesen. Empathie und gesellschaftliche Konventionen bleiben ihr jedoch fremd. Als sie Sex mit einem Mann hat, erzählt sie Ihrem Mann frank und frei davon.
Indem Jan Schomburg Gedächtnis löscht, indem er das Ich quasi von sich selbst befreit, kann er fragen, was ein solches Ich eigentlich ausmacht und wodurch es geprägt wird.