"Sein letztes Rennen"

Von Hannelore Heider · 09.10.2013
Paul Alverhoff, gespielt von Didi Hallervorden, hat eine Karriere als Spitzensportler hinter sich. Doch als er ins Altersheim kommt, entschließt er sich, noch einen letzten Marathon zu laufen. Hallervorden spielt die Rolle mit Leichtigkeit, und herausgekommen ist ein anrührender und sehenswerter Film.
Nachdem das Komikerurgestein "Didi" Hallervorden schon im Mai dieses Jahres in der deutsch-niederländischen Koproduktion "Das Mädchen und der Tod" in einer ernsten Rolle zu sehen war, hat er nun sein großes Kinocomeback in der Hauptrolle eines alten Mannes, der mit seiner Frau in ein Altersheim verfrachtet in einer spektakulären Kraftanstrengung versucht, der Resignation und Entmündigung zu entgehen. Damit stellt sich das Drama in eine ganze Reihe von Filmen über das Altwerden, die in letzter Zeit ins Kino gekommen sind. Obwohl der Film nicht auf humorvolle Situationen verzichtet, ist er doch konfliktreicher angelegt, als wir es vom Hollywood-Mainstream kennen und Dieter Hallervorden meistert diese Herausforderung schauspielerisch mit ganzem Einsatz.

Sein Paul Averhoff hat eine erfolgreiche Karriere als Spitzensportler hinter sich, errang 1956 sogar eine olympische Goldmedaille im Marathonlauf. Da seine Frau Margot (Tatja Seibt) aber schwer krank ist und sich Tochter Birgit (Heike Makatsch) – als Stewardess ständig unterwegs - nicht um ihre alten Eltern kümmern kann, ziehen sie ins Altersheim, das von Oberschwester Rita (Katrin Saß) herzlos geführt wird.

Die Betreuer behandeln die Insassen wie unmündige Kinder, die nur "beschäftigt" werden müssen, so dass Paul aus purem Überlebenswillen auf die Idee kommt, noch einmal mit dem Laufen anzufangen und das gleich mit dem höchsten Ziel, den Berlin-Marathon mitzulaufen. Er wagt das Kräftemessen mit dem jungen Pfleger Tobias (Frederick Lau) und als das erfolgreich ist, steigt er ernsthaft ins Training ein, wobei ihm seine Frau wie früher assistiert. Von der Wahrscheinlichkeit der Geschichte abgesehen, häufen sich auch bei den Konflikten die Klischees.

Natürlich tut die Heimleitung alles, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen, natürlich gewinnt er die Komplizenschaft der Heimbewohner und natürlich bedeutet der Tod seiner Frau einen herben Rückschlag. Dramaturgisch zerfasert die Story an ihren vielen Konflikten und trotzdem kann man sich der Leidenschaft aller an diesem - wie es die Regie gern sehen will - optimistischen Drama Beteiligten nicht entziehen.

Es bietet für eine ganze Reihe von Charakterdarsteller eine selten gewordene Bühne. Da steht Otto Mellies Pathos gegen den feinen Sarkasmus einer Annekathrin Bürger, aber beide verkörpern sie gelebtes Schauspielerleben, während Heike Makatsch deutlich sichtbar nur eine Rolle spielt. Das ist oft anrührend, wenngleich nicht immer angenehm, da man sich als Zuschauer auch ein bisschen zur Anteilnahme erpresst fühlt.

BRD 2013, Regie: Kilian Riedhof, Darsteller: Dieter Hallervorden, Tatja Seibt, Heike Makatsch, Katharina Lorenz, Katrin Saß, Otto Mellies, Frederick Lau, Annekathrin Bürger, 115 Minuten, ab 6 Jahren
Mehr zum Thema