Sechs Monate Regierung Trump

"Ein sehr guter Anfang"

US-Präsident Donald Trump mit einer Schraubzange in der Hand.
Seit sechs Monaten dreht US-Präsident Donald Trump an den "Stellschrauben der Macht". © dpa picture alliance/ Ron Sachs
US-Politikwissenschaftler Todd Huizinga im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 20.07.2017
Ist Donald Trump als US-Präsident ein Desaster? Der Politikwissenschaftler und ehemalige US-Diplomat Todd Huizinga widerspricht. In der Energie-, Einwanderungs- und Gesundheitspolitik habe Trump viel angebahnt und außenpolitisch die Nato gestärkt.
"Ich glaube, dass die Nato wirklich die Chance hat, wieder eine starke Allianz zu werden", sagt Politikwissenschaftler Todd Huizinga, der ein Buch mit dem Titel "Was Europa von Trump lernen kann" verfasst hat.
Für Huizinga sei die neue Stärke der Nato ein Verdienst des US-Präsidenten Donald Trump, der nun seit sechs Monaten im Amt ist. Auch in seiner Polen-Rede habe Trump "sehr gut und sehr überzeugend die Wichtigkeit der westlichen Werte verteidigt".
Außenpolitisch stelle Trump sich all "der Gefahren, derer wir uns jetzt alle mehr gewahr werden": Nordkorea, IS, Iran.

Trump habe "sehr viel geleistet und angebahnt"

"Meiner Meinung nach hat Trump einen sehr guten Anfang gemacht", so Huizinga, der als US-Diplomat in zahlreichen europäischen Ländern gearbeitet hat. Trump habe "sehr viel geleistet und angebahnt", beispielsweise die Ernennung von Neil Gorsuch zum Verfassungsrichter, den Abbau von Überregulierungen sowie neue Ansätze in Energie-, Steuer-, Einwanderungs- und Gesundheitspolitik.
Die zahlreichen Rückschläge Trumps - beispielsweise beim Versuch, eine neue Gesundheitsreform durchzusetzen - begründet Huizinga mit den demokratischen Strukturen der USA.

Gesundheitreform "in keinem Fall gescheitert"

"Ich negiere nicht, dass es sehr, sehr kompliziert ist, solche Reformen durchzuführen", sagt der Politikwissenschaftler. "Und zwar auch in einer Demokratie, wo die Sachen sehr oft viel langsamer gehen, als man will." Das liege daran, dass man in einer Demokratie immer abwägen und debattieren müsse.
Die Gesundheitsreform sei jedenfalls "in keinem Fall gescheitert". Sie habe "eine gute Chance im Senat" und eine gute Chance "wirklich eine Reform zu werden, die alle Interessen in Betracht zieht".
Bezüglich der schlechten Umfragewerte zum Rückhalt Trumps in der US-Bevölkerung meint Huizinga, Umfragen könne man immer "so und so lesen". "Trump ist kontrovers, das ist keine Frage." Dies liege aber vor allem daran, dass die USA in zwei politische Lager gespalten sei, die "sehr weit voneinander entfernt sind". (lk)

Todd Huizinga ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Henry Institut für Studien zu Christentum und Politik am Calvin College. Als US-Diplomat lebte und arbeitete er in Luxemburg, Belgien, Deutschland, Mexiko, Irland und Costa Rica.

"Er hat nichts auf die Reihe gekriegt" - Ein Interview mit Evelyn Roll, Leitende Redakteurin bei der "Süddeutschen Zeitung" zur Halbjahres-Bilanz der Regierung Trump:
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