Schwetzinger SWR Festspiele mit Collegium 1704

Ernst und existentiell

Das Collegium 1704 und das Collegium Vocale 1704 mit Václav Luks
Das Collegium 1704 und das Collegium Vocale 1704 mit Václav Luks © Petra Hajská/Collegium 1704
17.05.2016
Eines der besten Barockensembles Europas ist an diesem Abend zu Gast bei den Schwetzinger SWR-Festspielen - das Prager Collegium 1704 und das Collegium Vocale 1704 singen und spielen Musik von Bach, Zelenka und Scarlatti.
Nur wenige Motetten hat Johann Sebastian Bach komponiert, sieben sind es sicherer Erkenntnis nach. Doch die haben es in sich an Dichte, Komplexität und Vieldeutigkeit. Der Abend im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses beginnt mit zweien dieser rein vokalen Werke - die wiederum haben berühmte Titel und damit bekannte Lieder zum Inhalt - "Komm, Jesu komm" und "Jesu, meine Freude". Dass der Thomaskantor sie zu traurigen Anlässen komponiert hat, erklärt den meist getragenen Ausdruck dieser fünf- und achtstimmigen Vokalwerke.
Nicht weniger ernst und existentiell sind die geistlichen Werke des tschechischen Komponisten Jan Dismas Zelenka. Er war als Hofmusiker in Dresden zuständig für die katholische Kirchenmusik des polnisch-sächsischen Herrscherhauses. Als Zeitgenosse Bachs war sein Schaffen lange Zeit vergessen, allerdings nicht in seiner tschechischen Heimat. Dort hat sich das Ensemble 1704 nicht nur deshalb, aber zu großen Teilen mit dem Zweck gegründet, die Musik des Außenseiters weltweit bekannt zu machen. Und stets sind dann die Hörerinnen und Hörer, die sich gut mit Barockmusik auskennen, perplex, wenn sie die zum Teil verrückten Klänge Zelenkas kennen lernen. Im Jahre 1704 wurde erstmals in Prag ein Werk Zelenkas aufgeführt. Aus seinen "Responsorien für die Heilige Woche", also aus den Motetten für die Karwoche, präsentieren die Prager Vokalisten und Instrumentalisten unter Leitung von Václav Luks einige Auszüge.
Ebenfalls trauernden Inhalts ist das geistliche Werk des Scarlatti-Sohnes, den man vor allem als Cembalisten kennt (der sich mit dem gleichaltrigen Georg Friedrich Händel in Rom Schauwettkämpfe im Orgelspiel geliefert hat). Sein Stabat Mater gilt als Höhepunkt der barocken Chorliteratur und wird sicher in dieser Schwetzinger Aufführung zu einer Sternstunde des Konzertlebens.
Wir übertragen diesen Abend von den Schwetzinger SWR Festspielen mit einer Verzögerung von einer halben Stunde live aus dem Rokokotheater des Schlosses.
Schwetzinger SWR Festspiele
Live aus dem Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses
Johann Sebastian Bach
"Komm, Jesu komm" Motette BWV 229
"Jesu, meine Freude" Motette BWV 227
Jan Dismas Zelenka
"Responsoria pro hebdomada sancta" ZWV 55 (Auswahl)
Domenico Scarlatti
"Stabat mater" c-Moll für zwei Chöre zu fünf Stimmen und Basso continuo
Collegium Vocale 1704
Collegium 1704
Leitung: Václav Luks