Schwäbische Höhlen sind Welterbe

Die älteste Kleinkunst der Welt

Die Venus vom Hohlen Fels gilt als älteste Menschendarstellung. Die Satue aus Elfenbein liegt auf einer behandschuhten Hand.
Die Venus vom Hohlen Fels gilt als älteste Menschendarstellung. © dpa
Friedemann Schrenk im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 10.07.2017
Sechs Höhlen in der Schwäbischen Alb sind neues Unesco-Weltkulturerbe. Hier zeige sich, dass die kulturelle Modernität des Menschen bereits vor rund 40.000 Jahren begann, erklärt der Paläoanthropologe Friedemann Schrenk.
Die Unesco hat sechs Höhlen in der Schwäbischen Alb in die begehrte Welterbeliste aufgenommen. Dort fand sich unter anderem die rund 40.000 Jahre alte "Venus vom Hohlen Fels". "Das ist der älteste Nachweis für Kleinkunst", betont der Paläoanthropologe Friedemann Schrenk am Montag im Deutschlandfunk Kultur. Gleichzeitig gilt die Statue aus Elfenbein als die älteste Menschendarstellung der Welt.

Musikinstrumente und Mischwesen aus Mensch und Tier

Seit den 1860er Jahren gibt es in den Höhlen Ausgrabungen, sie brachten zahlreiche bis zu 43.000 Jahre alte figürliche Darstellungen zutage. Neben den menschlichen Figuren waren darunter auch Mammuts, Höhlenlöwen, Pferde, Mischwesen aus Mensch und Tier, aber auch Musikinstrumente wie Flöten. "Das heißt die kulturelle Modernität des Menschen wird hier zum ersten Mal deutlich", erklärt Schrenk, der an der Frankfurter Goethe-Universität lehrt.

Kunst als Grundbedürfnis schon in der Eiszeit

Dieser Fund zeige, so Schrenk, dass nicht nur Nahrung zu den Grundbedürfnissen gehöre. "Kunst ist Bildung und Auseinandersetzung und auch symbolhaftes Denken, das über das hinausgeht, was man rein zum Existieren benötigt."
Möglicherweise gingen die Funde auf afrikanische Ursprünge zurück, die aber noch nicht gefunden worden seien. Das gehe weit vor das zurück, was heute Hochkultur genannt werde, so Schrenk. "Unsere eurozentrische Sichtweise kann das nicht widergeben, was die Menschheit insgesamt an Kultur ausdrückt. Das ist kulturelles Verhalten und das sind die Wurzeln für die heutige Kultur."
(uz)
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