Schriftstellerin Eva Gesine Baur

"Es gibt kein faules Genie"

Die Schriftstellerin und Kulturhistorikerin Eva Gesine Baur, bekannt unter dem unter dem Pseudonym Lea Singer
Die Schriftstellerin und Kulturhistorikerin Eva Gesine Baur, bekannt unter dem unter dem Pseudonym Lea Singer © Michael Leis
Moderation: Ulrike Timm · 04.12.2017
Sie führt ein literarisches Doppelleben: unter ihrem richtigen Namen, Eva Gesine Baur, schreibt sie Sachbücher und als Lea Singer ist sie Romanautorin. Für sie besteht der besondere Reiz im Perspektivwechsel.
Seit sie den Chefredaktionsposten bei einer Kunstzeitschrift verließ, schreibt Eva Baur pausenlos Biografien, Romane, Ratgeber und Kochbücher. Sie hat Spaß daran die Perspektive zu wechseln.
Um die unterschiedlichen Genres innerlich klar voneinander abzugrenzen, verfasst sie Sachbücher unter ihrem richtigen Namen während ihre Romane unter dem Pseudonym Lea Singer firmieren.

Nach einem Roman bin ich ein anderer Mensch

"Und die Entscheidung für Roman oder Sachbuch ist sehr einfach. Der Roman erlaubt Formen, die das Sachbuch verbietet: den inneren Monolog, den Dialog, auch natürlich sprachliche Dimensionen, die das Sachbuch zurecht nicht erlaubt. Und diese ganzen Möglichkeiten brauche ich, wenn ich vor allem über seelische Vorgänge erzählen möchte, wenn ich die Person auch von innen zeigen möchte. Und deswegen ist die Entscheidung von vornherein klar: Wenn es um ein Seelendrama geht, um ein Familiendrama, um ein Liebesdrama, dann schreibt Lea Singer und wenn es letztendlich darum geht einen Vorgang, eine Vita nachzuvollziehen, dann schreibt Eva Gesine Baur."
Dabei macht es auch persönlich einen großen Unterschied für sie, ob sie auf der Sachebene bleibt oder fiktionalisiert.
"Es ist auch so, dass ich nach einem Roman ein anderer Mensch bin. So wie wenn ich aus dem Konzert komme, und wenn das Konzert gut war, bin ich anders. Aber wenn das Konzert schlecht war oder es vielleicht nur ein Vortrag war, dann komme ich wieder als die Person raus, als die ich hineingegangen bin. Und genauso ist es beim Roman- und Sachbuchschreiben. Nach dem Sachbuch weiß ich mehr und nach dem Roman habe ich mehr kapiert."
Sich beim Schreiben in Fantasiewelten zu begeben, ist für sie ein sehr hohes Gut – nicht nur für sie selbst. Sie plädiert dafür, dass wir unsere Einbildungskraft unbedingt trainieren sollten, jenseits von Computer animierten Spielen.

Fleißig und diszipliniert

"Heute ist es so leicht möglich, per Mausklick alle virtuellen Welten heraufzubeschwören. Das ist ein Kinderspiel. Es kann wirklich jedes Kind. Und genau deswegen, glaube ich, müssen wir die Einbildungskraft trainieren und das geschieht beim Schreiben, das geschieht beim Lesen."
Und woher rührt Eva Gesine Baurs ungeheure Produktivität? Sie sei sehr diszipliniert, sagt sie, sie klebe sich selber förmlich fest auf dem Schreibtischstuhl. Fleiß sei für sie eine sehr wichtige Tugend.
"Bei uns wird der Fleiß pejorisiert. Im 18. Jahrhundert hat man gesehen, dass Fleiß auch eine Art Talent ist, dass das faule Genie eine Erfindung fauler Menschen ist. Es gibt kein faules Genie."
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