Schreien, Kratzen, Schläge

Gewalt gegen Pflegekräfte – ein verdrängtes Problem

07:05 Minuten
Nicht immer gewaltfrei ist das Verhältnis von Pflegekräften und Bewohnern eines Heims.
Nicht immer gewaltfrei ist das Verhältnis von Pflegekräften und Bewohnern eines Heims. © dpa / picture alliance / Markus Scholz
Beate Blättner im Gespräch mit Dieter Kassel  · 20.03.2019
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Auch Pflegekräfte sind gewalttätigen Übergriffen ausgesetzt. Eine Tagung beschäftigt sich mit dem Thema, das ein Tabu ist – doch gehören diese Erfahrungen zum Arbeitsalltag, berichtet die Expertin Beate Blättner.
Die Gewalt gegen Pflegekräfte ist in vielen Einrichtungen ein tabuisiertes Thema. Unter dem Titel "Übergriffig: Zum Umgang mit Gewalt gegen Pflegekräfte" widmet sich nun eine Fachtagung diesem Problem.

Oft ohne Absicht

Viele betroffene Pflegekräfte neigten dazu, das Problem zu bagatellisieren, sagte Beate Blättner, Professorin am Fachbereich Pflege und Gesundheit an der Hochschule Fulda, im Deutschlandfunk Kultur. Sie sagten oft, dass die Bewohner nichts dafür könnten und es nicht mit Absicht geschehe. Allerdings kämen alle Formen der Gewalt vor, sagte Blättner. Es gehe um körperliche, psychische und sexuelle Gewalt. Das reiche von Anschreien über Kratzen bis zu Schlägen.

Häufige Vorfälle

Blättner nannte ein paar Schätzungen, die besagen, dass neun von zehn Pflegekräften psychische Gewalt erfahren. Sieben von zehn seien mit körperlicher Gewalt konfrontiert und vier von zehn mit sexuellen Übergriffen. Diese Vorfälle eigneten sich oft in der stationärer Behandlung von Menschen mit Demenz oder mit psychischen Erkrankungen, die nicht immer wüssten, was sie tun. Auch der Zeitmangel in der Pflege wirke sich aus und verschärfe die Situation für beide Seiten, sagte die Fachfrau.
Blättner wies darauf hin, dass es sich um ein komplexes Thema, denn natürlich gebe es auch die Kehrseite, das heißt Gewalt, die von Pflegekräften ausgehe.
(gem)
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