Schinderei im Schiffsfriedhof und gefährliche Winde

Vorgestellt von Anke Leweke · 11.06.2008
"Eisenfresser" zeigt den Alltag in einem bengalischen Dorf an der Küste. Die Männer dort leben davon, alte Schiffe auseinanderzunehmen. Der Film stellt eine unglaubliche Nähe zu den Arbeitern her und erzählt ihre Geschichten. In "The Happening" geht es um mysteriöse Naturphänomene. Als Ursache für einen verrückt spielenden Wind wird ein Terroranschlag vermutet.
"Eisenfresser"
Deutschland 2007. Dokumentarfilm von Shaheen Dill-Riaz, Farbe, 85 Minuten

Eine Kamera in Augenhöhe, Bilder, die den Rhythmus eines harten Alltags aufgreifen, und ein Film, der den Zuschauer mit an einen Ort nimmt, an dem Männer Tag für Tag mit bloßen Händen gewaltige Schiffe auseinander nehmen.

In "Eisenfresser" von Shaheen Dill Riaz wird ein kleines, bengalisches Dorf zur Industrieanlage, die den Abfall unserer westlichen Welt entsorgt. Doch mit dem Prozess des Recyclings setzen sich dort auch kapitalistische Machtverhältnisse durch.

All das wird aus der Perspektive einer Handvoll Bauern erzählt, die aus dem von Hungersnöten geplagten Norden des Landes an die Küste reisen, um ihre Familien am Leben zu erhalten. Man lernt in diesem Film Gesichter und Geschichten kennen, die in unseren Nachrichten nur in Randnotizen auftauchen.

Über mehrere Monate begleitete der Regisseur seine Protagonisten und führte auch die Kamera. Er ist mit ihnen barfuss durch den Schlamm gelaufen, saß abends mit ihnen bei einer Schale Reis am Tisch und nahm Anteil beim Warten auf den versprochenen Lohn. Es ist die unglaubliche Nähe zu den Arbeitern, die den besonderen Blick von "Eisenfresser" ausmacht. Es ist kein Film über Kholil, Gadu und ihre Kollegen, sondern eher ein Film von ihnen.


"The Happening"
USA 2008. Film von M. Night Shyamalan, Farbe, 90 Minuten
In "Signs" ging es um rätselhafte Zeichen in Getreidefeldern, während Bruce Willis in "Der sechste Sinn" Tote sehen konnte. M. Night Shyamalan ist ein Regisseur mit Hang für übersinnliche und esoterische Phänomene. In seinem neuen Film geht es um einen mysteriösen Wind, der Menschen in den Selbstmord treibt.

Politiker, Polizisten und Presse vermuten einen terroristischen Giftanschlag auf New York, der bei den Menschen einen Selbstzerstörungsimpuls aktiviert. Währenddessen redet der von Mark Wahlberg gespielte Naturwissenschaftslehrer Elliot Moore über unerklärliche Naturphänomene. Das eigentliche Buch mit sieben Siegeln ist dem frisch Vermählten jedoch die eigene Frau. Wieder einmal muss sich ein Psychothriller als Paartherapie aufspielen, und der arme Elliot wird durch eine im doppelten Sinne windige Verhaltenstherapie gejagt.

Er trifft auf naseweise Halbwüchsige, die ihm mitten auf der Flucht vor einer neuen fatalen Windbö das Prinzip der Verantwortung in der Partnerschaft erläutern. Da Elliot und seine Freundin nicht nur sich selbst vor der seltsamen Naturretten müssen, sondern auch die Tochter der besten Freunde, bekommen sie auch Gelegenheit, sich als zukünftige Eltern auszuprobieren. Hin und wieder erinnert sich der Film seines Thrillerwesens, lässt den Wind wieder rauschen, versucht sich in originellen Selbstmordideen, wie Tod durch einen Rasenmäher.

Doch schon nimmt "The Happening" alle Puste zusammen, bläst zum großen therapeutischen Showdown. Merke: Von allen unerklärlichen Kräften ist die Liebe die stärkste. Am Ende winkt der Schwangerschaftstest.