Schauspielerverband "Ensemble Netzwerk"

Gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen

Die beiden Schauspieler des Oldenburger Staatstheaters, Lisa Jopt und Johannes Lange, berieseln sich am 10.05.2016 in ihrem Probenraum in Oldenburg (Niedersachsen) symbolisch selber mit Flitter. So wie sie diese Inszenierung selbst in die Hand nehmen, engagieren sie sich auch als Mitbegründer in dem neuen Ensemble-Netzwerk, das sich bundesweit für bessere Arbeitsbedingungen von Schauspielern einsetzt. Foto: Ingo Wagner/dpa (Zu dpa "Theater am Limit - Schauspieler fordern mehr Rechte" vom 24.05.2016) | Verwendung weltweit
"Ensemble Netzwerk"-Gründer Johannes Lange und Lisa Jopt (beide derzeit am Oldenburger Staatstheater. © picture alliance/dpa/Ingo Wagner
Johnnes Lange im Gespräch mit Anja Reinhardt · 13.05.2017
1875 Euro brutto - das ist die Mindestgage eines Ensembleschauspielers. Ihre freien Kollegen verdienen noch weniger. Damit muss Schluss sein, sagt Johannes Lange vom "Ensemble Netzwerk" und fordert mehr Problembewusstsein von seinen Kollegen.
21.000 Menschen sind in Deutschland laut Bühnenverein an unseren Theatern beschäftigt. Mickrige Löhne an kleineren Häusern, keine geregelten Arbeitszeiten und vor allem: Kein Mitspracherecht. Auch deswegen gründete Lisa Jopt mit anderen Schauspielern vor rund zwei Jahren das "Ensemble Netzwerk". Ob und was das "Ensemble Netzwerk" in diesen zwei Jahren bewegen konnte, darüber wollen wir mit einem der Vorsitzenden sprechen, nämlich mit dem Schauspieler Johannes Lange, derzeit am Theater in Oldenburg.
Das "Ensemble Netzwerk" veranstaltet seit 12. Mai in Potsdam die zweite bundesweite Ensemble-Versammlung; unter dem Motto "Zur Sache Schätzchen" wird über Mitbestimmung, Lohn und den gesellschaftspolitischen Auftrag der Theater diskutiert.

Davon kann kaum jemand leben

Soviel steht für Lange fest: Eine Mindestgage von 200 Euro pro Vorstellung für Schauspieler in Gastverträgen seien zu wenig, um davon leben können. Diese decke bei weitem nicht die Arbeit ab, die ein Schauspieler in seine Rolle stecke. Und natürlich auch nicht die Lebenshaltungskosten. Nicht hinnehmbar sei zudem, "wenn es die Möglichkeit gibt, dass 25 Prozent weniger bezahlt werden als die Mindestgage, wenn es sich um eine kleine Partie handelt – dann werden es sogar nur 150 Euro. Und wer entscheidet, was eine 'kleine Partie' ist?"
Dieser fachfremde Terminius berücksichtige nicht die intensiven Probenprozesse - es gehe ja nicht darum, nach gesprochenen Textzeilen abzurechnen."Wir sind ja nicht im 19. Jahrhundert, wo man an der Rampe steht und seinen Ferdinand deklamiert – und dann kann man sich halt für Textzeilen bezahlen lassen."
Lange appellierte an seine Schauspieler-Kollegen, sich deutlich mehr einzubringen. Viele Schauspieler wollten vor allem als Künstler wahrgenommen werden – weniger als Aktivisten für einen Verband. Vielen sei nicht klar, warum es so wichtig sei, sich einzubringen.
"Wir müssen wieder stolzer werden. Wir müssen Theater wieder größer denken als nur als einen Ort individueller Künstlerkarrieren."
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