Same Procedure as everywhere

Moderation: Mandy Schielke · 13.02.2011
Erst kommen die Studenten und Künstler, dann die Partygänger - und spätestens, wenn die ersten Klamottenläden aufmachen, müssen sich die Alteingesessenen auf einen Umzug vorbereiten, weil sie sich die Mieten bald nicht mehr leisten können. So auch in Hong Kong. Das Neonlicht berichtet diese Woche außerdem von Leichen auf Tournee, von der Renaissance des Reihenhauses und einer Haftung für falsche Zukunftsdeutungen.
Hippes Hongkong
Von Markus Rimmele
Man nehme ein traditionelles Stadtviertel, pflanze dort ein paar junge Trendsetter hin, die in der romantisch-schäbigen Kulisse Cafés eröffnen und teure Klamotten verkaufen, lasse dann den Immobilienhaien freien Lauf - fertig ist die Gentrifizierung. So geschehen unzählige Male in Metropolen auf dem gesamten Globus. Jetzt ist Hongkong an der Reihe: Die Tai Ping Shan Street im Stadtviertel Sheung Wan verändert ihr Gesicht im Zeitraffer. Chinesische Handwerker und Nudelläden ziehen aus, die internationale Hipster-Gemeinde zieht ein.

Testmarkt Türkei
Von Fatih Kanalici und Luise Sammann
Das öffentliche Ausstellen nackter Menschen ist unüblich in der Türkei – auch im weltoffenen Istanbul. Doch jetzt sind sie da, die Nackten, und jeder kann sie sich ansehen: "Körperwelten" – die Ausstellung des Plastinators Gunter von Hagen – gastiert derzeit am Bosporus. Und damit zum ersten Mal in einem islamisch geprägten Land. Selbst die türkischen Organisatoren hatten so ihre Bedenken, zählt die ungestörte Totenruhe doch zu den Grundregeln des Islam. Wegen des großen Besucheransturms wurde die Ausstellung allerdings gerade verlängert.

Zahlenorakel
Von Annett Müller
Zu Jahresbeginn hat die rumänische Regierung Zauberinnen, Hexen und Wahrsagerinnen in die Liste existierender Berufe aufgenommen. Unklar aber ist noch, welche Rechten und Pflichten sich daraus für die Orakelbranche ergeben. So fordern Politiker, die Branche zu besteuern, weil sie sich davon hohe Einnahmen für die Staatskasse versprechen. Im Gespräch ist auch eine Auflage zum Schutz der Kunden: Bei falschen oder unerfüllten Vorhersagen sollen die Zauberinnen künftig haftbar gemacht werden.

Der Reihe nach
Von Carola Hoffmeister
Spötter nennen es die Brutstätte der Monotonie: das Reihenhaus. Es gilt als Ikone deutscher Spießigkeit und Inbegriff kleinbürgerlicher Langeweile. Und doch erlebt das Reihenhaus, sprachlich aufgewertet als Townhouse, eine Renaissance. Denn es bietet jungen Familien aus der Mittelschicht die (oft einzige) Möglichkeit, noch in der Stadt zu leben. Oder zumindest stadtnah. Im Hamburger Völkerkundemuseum werfen zwei Fotografen jetzt einen Blick hinter die Fassaden auf den Alltag im urbanen Reihenhaus.