"Salt"

Gesehen von Hans-Ulrich Pönack · 18.08.2010
Als CIA-Agentin Evelyn Salt wird Angelina Jolie zur Gejagten: Sie scheint zur Gefahr für die USA zu werden. Eine mysteriöse und kompromisslose Hetzjagd quer durch das Land beginnt.
Der 60-jährige australische Regisseur Philip Noyce hat sich in Hollywood mit Blockbuster-Movies wie "Das Kartell" (1994, mit Harrison Ford) und "Der Knochenjäger" (1999, mit Denzel Washington und Angelina Jolie) etabliert. In seiner Heimat wurde er zu Anfang des neuen Jahrhunderts für seine Filme "Der stille Amerikaner" (mit Michael Caine) und "Long Walk Home" geehrt: 2002 kürte ihn "National Film Board" zum "Besten Jahres-Regisseur".

Zurück in Hollywood. "Salt" ist eine 110 Millionen Dollar teure Produktion, die in New York und Washington D.C. realisiert wurde. Als rasanter Action-Thriller mit einer der derzeit heißesten weiblichen Akteurinnen der Studios - und der Boulevard-Medien -, der 35-jährigen "Oscar"-Preisträgerin Angelina Jolie ("Durchgeknallt", 1999). Sie gilt als einer der bekanntesten Menschen auf diesem Globus und wurde 2006 und 2008 vom amerikanischen Magazin "Time" in die Liste der "100 einflussreichsten Personen der Welt" aufgenommen. Jolie stellte bereits in zahlreichen Genrefilmen wie "Lara Croft: Tomb Raider" von 2001 (plus Fortsetzung 2003), "Mr. & Mrs. Smith" (2005) und "Wanted" (2008) ihr kraftvolles, heldenhaftes Leinwand-Durchsetzungsvermögen unter Beweis. Zuletzt trat sie für Clint Eastwood in "Der fremde Sohn" vor die Kamera und erhielt 2008 dafür eine "Oscar"-Nominierung".

Hier nun mimt Angelina Jolie die CIA-Agentin Evelyn Salt. Sie gilt als Expertin in Sachen "Analyse und Einschätzung". Etwa, wenn es darum geht, feindliche Überläufer zu bewerten. Fast immer sind ihre Prognosen eingetroffen. Nun aber sieht sie sich selbst einem Haufen Probleme gegenüber: Ein Überläufer beschuldigt gerade sie, eine russische Schläferin zu sein - mit erheblichem Gefahrenpotenzial für die Vereinigten Staaten von Amerika. Im Hause CIA herrscht Alarmstimmung. Zumal sich Salt keineswegs kooperativ zeigt, sondern kräftig dagegenhält und stänkernd abhaut.

Plötzlich bildet sie eine große Gefahr für die amerikanische Sicherheit. Und hetzt explodierend durchs Land. Die Verfolger immer hinterher. Und obwohl sie ständig ihre Unschuld und Loyalität beteuert, muss man sich mehr und mehr damit anfreunden, dass Salt keineswegs die positive Leitfigur ist, die sie vorgibt zu sein. Im Gegenteil: Dieses weibliche Alphatier scheint wirklich auf dem unaufhaltsamen Weg zu sein, den russischen Präsidenten töten zu wollen, der sich gerade in den USA aufhält, um dem verstorbenen Vizepräsidenten der USA die letzte Ehre zu erweisen. Ist das so? Oder doch ganz anders? Nach und nach wird es immer mysteriöser. Und hektischer.

Dies ist ein Jason-Bourne-Thriller ("Die Bourne Identität", 2001; "Die Bourne Verschwörung", 2004 und "Das Bourne Ultimatum", 2007). Ohne "Jason" Matt Damon zwar, dafür aber mit einer mindestens ebenso sportiven, knalligen, unbarmherzigen und fest entschlossenen Opfer-Solistin namens Salt. Denn wie sich Salt auf den harten Weg macht, wie sie sich durchkämpft, wie sie sich ohne Rücksicht auf Verluste ihren Weg freikämpft, freischießt, freitrotzt - das ist die coole Bourne-Pose. Mit genauso viel Härte, Kompromisslosigkeit und Durchsetzungsvermögen. Nun also ein weiblicher Outlaw mit viel Power.

Die prominenten Drehbuch-Autoren Kurt Wimmer (zuletzt für "Gesetz der Rache") und "Oscar"-Preisträger Brian Helgeland ("L.A. Confidential", 1997) haben ein ebenso raffiniertes wie außerordentliches spannendes Katz-und-Maus-Polit-Thriller-Spiel entwickelt. In dem eine über sich hinauswachsen muss, um sich einer großen (amerikanischen) Bedrohung entgegenzustellen. Natürlich wird Salt nicht geglaubt; natürlich ist sie auf sich alleingestellt; natürlich sind hier die physikalischen wie logischen Gesetze außer Kraft gesetzt: "Salt" besitzt einen aufregenden, dampfenden, dabei sehr unterhaltsamen menschlichen Cartoon-Geschmack. Ist herrlich absurd und feuerfrech anzuschauen. Motto: Wo (Hollywood-) Kerle andauernd herumturnen und herumtönen - die Jolie kann es mindestens genauso gut. Wenn nicht besser.

Lehnen wir uns also zurück und lassen uns von einem Bond-ähnlichen Weiber-Kracher anmachen. In ihrem Schlepptau übrigens der – wie stets – undurchsichtige Liev Schreiber ("Der Manchurian Kandidat") als CIA-Kollege sowie auch der 34-jährige Berliner Schauspieler August Diehl als "merkwürdiger" deutscher Salt-Ehemann. Ihm geht es wie so vielen deutschen Schauspielern in großen Hollywood-Produktionen: Sie werden stets gemeuchelt (wie zum Beispiel 2006 Martina Gedeck in "Der gute Hirte" von und mit Robert De Niro mit Suizid-Charme oder Til Schweiger, der 1998, gleich in seiner ersten Hollywood-Produktion "Die Ersatzkiller", kein Wort sprach und umgehend erschossen wurde).

Fazit: Packend, super-spannend, exzellent wüst. Beziehungsweise umgekehrt. Und übrigens mit Fortsetzungsgeschmack. Der Film "Salt" funktioniert prächtig als Prima-Showtime-Thriller.

USA 2010. Regie: Phillip Noyce. Hauptdarsteller: Angelina Jolie, Liev Schreiber, Chiwetel Ejiofor, Daniel Olbrychski, Andre Braugher, Yara Shahidi, Victor Slezak, Zoe Lister Jones, Gaius Charles, Corey Stoll, Cassidy Hinkle, Nicole Signore. FSK: Länge: 100 Minuten

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