Salah Zater aus Libyen

Berichterstatter unter Lebensgefahr

Der libysche Fernsehreporter Salah Zater (m.) bei der Arbeit
Der libysche Fernsehreporter Salah Zater (m.) bei der Arbeit © Cornelia Wegerhoff
Von Cornelia Wegerhoff · 03.05.2015
Der libysche Journalist Salah Zater musste nach Deutschland fliehen, in seinem Heimatland ist er massiv bedroht worden. Hier ist er sicher - aber eigentlich möchte er so bald wie möglich zurück. Er sagt: "Wenn ich bei der Arbeit sterbe, sterbe ich für etwas, was ich geliebt habe."
Einige seiner Fernsehbeiträge hat Salah Zater immer noch auf dem Laptop gespeichert. Sie zeigen einen jungen Mann mit Mikrofon, der in den einfachen Vierteln von Tripolis der Not der Menschen nachgeht. In einer Reportage schwenkt die Kamera über Straßen, auf denen das Abwasser knietief steht. Die Behörden interessiert das nicht, hat sich Zater von den Anwohnern berichten lassen. Der Staat versinkt im Sumpf der Korruption.
"Salah Zater - Kanat el Nada, Tripolis."
Nahezu täglich habe er in Libyen über solche Skandale berichtet, sagt Salah Zater. Auch über die Polizei, die in den Drogenhandel verstrickt ist, über Entführungen, Vergewaltigung, Folter...
"Ich habe immer versucht, den Opfern eine Stimme zu geben. Ich wollte stets beide Seiten einer Geschichte erzählen, die Wahrheit herausfinden. Nur das ist richtiger Journalismus."
Die Wahrheit wurde lebensgefährlich für ihn
Im Februar wurde Salah Zater von der BBC mit dem Neighborhood Journalism Award ausgezeichnet. Doch den Preis, den er für seine Arbeit letztlich zahlte, war hoch: Der 28-Jährige musste aus Libyen fliehen. Die Wahrheit herauszufinden wurde ihm und seinem Kamerateam lebensgefährlich.
"Viele Male, wenn ich mit Mikrofon auf der Straße stand, wurde auf uns geschossen. Leute starben neben uns. Und manchmal wenn ich zur Arbeit fuhr, erkannten mich die Milizen, stoppten mich, hielten mir eine Waffe an den Kopf und drohten mir. Alles nur, weil ich einer von den Medien war. Ich wurde oft angegriffen. Von Regierungsleuten, von ganz normalen Menschen auf der Straße, von den Milizen."
Als er heimlich mit der Handykamera Milizen mit einem ihrer Folteropfer filmte, wurde der Reporter zusammengeschlagen. Und man warnte ihn. "Das letzte Mal", wie sie sagten. Seine Flucht dauerte Wochen. Über Tunesien kam er nach schließlich Deutschland, auf Einladung der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte und des Vereins "Journalisten helfen Journalisten".
"Ich fühle mich besser hier, weil ich sicher bin. Wenn ich auf die Straße gehe, schaue ich nicht mehr hinter mich. Aber es ist nicht einfach, alles zu vergessen."
In Libyen existiert keine Pressefreiheit
Auch auf die libyschen Fernsehstationen wird massiv Druck ausgeübt. Und wer sich partout nicht instrumentalisieren lassen will, so wie Al Aseema, einer der Privatsender, für die Salah Zater oft im Einsatz war, bekommt die Quittung.
"Da stürmten plötzlich gut 300 Männer den Sender und hielten uns stundenlang fest. Bei der nächsten Attacke haben sie dann einige unserer Sicherheitsleute entführt, Kollegen geschlagen, Feuer gelegt. Wir sind nach zwei Tagen trotzdem wieder auf Sendung gegangen. Beim letzten, großen Angriff wurde das Sendergebäude schließlich komplett niedergebrannt. Im Fernseher sieht man bei Al Assema jetzt nur noch das Senderlogo und einen schwarzen Bildschirm. Sogar das Haus des Besitzers wurde bombardiert."
Pressefreiheit – in Libyen existiert sie nicht. Und trotzdem wünscht sich Salah Zater nichts mehr, als nach seiner Auszeit in Deutschland möglichst bald wieder mit Kamera und Mikrofon in seiner Heimat unterwegs zu sein:
"Wenn ich zurück gehe, will ich wieder arbeiten. Ich selbst habe keine Angst, in Libyen zu sterben. Das habe ich immer zu meinen Freunden gesagt: Wenn ich bei der Arbeit sterbe, ist es für mich okay. Denn ich bin dann für etwas gestorben, was ich geliebt habe."
Mehr zum Thema