Saisonabschluss des Bournemouth Symphony Orchestra

Spätromantische Festtagskost

Der Dirigent Kirill Karabits lehnt an einer Wand
Der aus Kiew stammende Kirill Karabits ist seit zehn Jahren Chefdirigent des Bournemouth Symphony Orchestra. © Eric Richmond
Moderation: Christine Anderson · 10.06.2018
Es war eine besondere Saison: Das Bournemouth Symphony Orchestra konnte sowohl sein 125-jähriges Bestehen als auch die 10-jährige Treue ihres Dirigenten Kirill Karabits feiern. Nun gab es das Abschlusskonzert in Poole.
Das Bournemouth Symphony Orchestra konnte Mitte Mai sein 125-jähriges Bestehen feiern. Die Musiker sind seit dem das Reisen gewöhnt. Wie viele Orchester auf der Insel sind sie regelmäßig in vielen Orten zu hören - in dieser Saison spielten sie an rund 20 Spielstätten. Seit zehn Jahren begleitet sie dabei Kirill Karabits als ihr höchst anerkannter Chefdirigent. Auf dem Programm des Saisonabschluss-Konzertes standen großbesetze britische und russische Romantik.

Elgar - der Landschaftsmaler unter den Briten

Ende 1903 war Elgar nach Italien gereist, um dem kalten Winter Englands zu entkommen. Aber das Wetter enttäuschte vorerst: es war nass, kalt und stürmisch. Als dann endlich die Sonne durchbrach, entfachte sie ein regelrechtes Kompositionsfeuer in Elgar. Auf einem Spaziergang im Tal von Andorra entstand seine Konzertouvertüre In the South wie von selbst. Im Blick den Kontrast von hohen Schneebergen und blauem Mittelmeer, dazwischen altehrwürdige Ruinen und Herden mit ihren Hirten.

Tschaikowsky - der Klavierpoet mit Durchsetzungsvermögen

Das erste Urteil, das Tschaikowsky von seinem Lehrer zu seinem Klavierkonzert erhielt, war vernichtend. Und doch änderte Tschaikowsky nur wenig an dem Werk, um es zur Uraufführung zu bringen. Am markantesten: der pompöse Beginn im Klavier: der Pianist muss mit großen Griffen zahlreiche Akkordkaskaden treffen.
Treffsicher: Der Pianist Simon Trpčeski

Walton - der Emotionsgeladene zwischen zwei Frauen

Für seine Erste Sinfonie wurde der gut 30-jährige Walton gefeiert. Von diesem Moment an galt er als große Hoffnung der britischen Musik in den späten 30er Jahren. Das Werk begeisterte sofort, da es voller innerer Spannung ist. Dabei fällt auf, dass die Sinfonie eine emotionale Zweiteilung birgt: Die beiden ersten Sätze zeigen sich stürmisch, aufgewühlt, teilweise gar bissig - das Scherzo trägt den Untertitel con malizia, also mit Bosheit zu spielen. Die zweite Hälfte der Sinfonie gibt sich dann plötzlich lyrisch, dann festlich, sogar triumphal. Es wurde gemunkelt, dass Walton zwischen den Sätzen eine neue Liebschaft begann. Doch ein außermusikalisches Programm sucht man in der Sinfonie vergeblich - sie ist absolute Musik in ihrer reinsten Form.
Aufzeichnung des Konzertes vom 9. Mai 2018 aus dem Lighthouse Arts Centre in Poole
Edward Elgar
In the South, op. 50
Peter Tschaikowsky
Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll, op. 23
William Walton
Sinfonie Nr. 1 b-Moll