Sadomasochismus

Die Lust an der Unterwerfung

Von Jörg Taszman · 21.11.2013
Dass man sich bereitwillig demütigen lässt und dabei Lust empfindet, davon hat Leopold von Sacher-Masoch in "Venus im Pelz" erzählt. Roman Polanski hat nun die auf der Novelle basierende Bühnenadaption David Ives' verfilmt.
Willkommen im Theater von Roman Polanski: Vanda, eine eher vulgäre Schauspielerin, torkelt zum Vorsprechen herein. Sie hat sich um Stunden verspätet. Der distingierte und arrogante Regisseur Thomas möchte sie zunächst nicht einmal vorspielen lassen:
Filmszene:
Thomas: "Haben Sie es gelesen?"
Vanda: "Ja, Diagonal in der Metro. Hat es was mit dem Stück von Lou Reed zu tun?"
Regisseur: "Nein, es basiert auf einem Roman aus Österreich mit dem Titel 'Venus im Pelz'. Der Autor heißt Leopod von Sacher-Masoch."
Vanda: "Ich wette, Sie können Österreichisch. Ich wette, Sie haben ihn im Original gelesen."
Regisseur: "Ja. Ja, schon möglich. Jedenfalls war das Buch ein Skandal, als es 1870 erschienen ist."
Vanda führt nicht nur Thomas, sondern auch den Zuschauer wunderbar in die Irre. Die vermeintlich so untalentierte Schauspielerin verschmilzt beim Lesen des Textes ganz mit ihrer Rolle. Der Regisseur ist beeindruckt und völlig unvorbereitet, als Vanda dann urplötzlich aus der Rolle fällt.
Filmszene:
Vanda: "All diese Geschichten von Sklaverei und Unterwerfung. Sie haben mich verdorben mit all diesem Gerede."
Regisseur: "Ich denke, im Innersten würde es Ihnen Vergnügen bereiten, einen Mann zu unterwerfen, ihn sogar zu quälen."
Vanda: "Nein, wie bringe ich Sie nur zur Vernunft?"
Regisseur: "Zum Teufel mit der Vernunft ..."
Vanda: "Sie wären niemals sicher in den Händen einer Frau, egal welcher Frau ... Unfassbar, wie sexistisch diese Stelle ist. Ich könnte ausflippen."
Die Stärke des Films liegt nicht in seinen Bildern, sondern in den pointierten Dialogen und dem abrupten Wechsel der Machtverhältnisse. Nicht nur im Text verfällt der Mann hier einer zunächst unterschätzten Frau und schnell ist Thomas ziemlich überfordert:
Filmszene:
Vanda: "Das Ganze ist Porno. Das Ganze ist ein einziges Klischee."
Regisseur: "Inwiefern?"
Vanda: "Er kriegt ein bisschen was auf den Arsch und schwupps: steht er auf Fesseln und Versohlen."
Regisseur: "Genauso ist es bei Sacher-Masoch."
Vanda: "Und war es bei Ihnen genauso???"
Regisseur: "Neeeein."
Vanda: "Woher wollen Sie es dann wissen?"
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