Russland

Legende fordert Shootingstar heraus

Der Inder Viswanathan Anand (l.) und der Norweger Magnus Carlsen bei den 10. Schach-Weltmeisterschaften in Chennai im Jahr 2013.
Der Inder Viswanathan Anand (l.) und der Norweger Magnus Carlsen bei den 10. Schach-Weltmeisterschaften in Chennai im Jahr 2013. © Manjunath Kiran / AFP
VOn Gesine Dornblüth · 07.11.2014
Der 23-jährige Norweger Magnus Carlsen hatte lange gezögert, bevor er in seine Titelverteidigung gegen den 44-jährigen Inder Viswanathan Anand eingewilligte. Es wird spannend bei der Schach-WM in Sotschi, denn der vielfache Weltmeister Viswanathan Anand scheint wieder in Form zu sein.
Die Schach-WM ist nach den Olympischen Spielen im Februar und der Formel 1 bereits das dritte sportliche Großereignis in diesem Jahr in Sotschi. Kirsan Iljumschinow, Präsident des Weltschachverbandes FIDE, ist glücklich über den Austragungsort. Vor laufenden Fernsehkameras bedankte er sich beim russischen Präsidenten, Wladimir Putin, persönlich.
"Dass der Kampf um den Weltmeistertitel in Sotschi stattfindet, im Olympischen Dorf, ist gut für den Weltverband. Denn die FIDE will Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees werden. Da ist es sehr wichtig, in Sotschi Schach zu spielen."
Iljumschinow ist selbst Russe, gilt als Vertrauter Putins, er ist Mitglied in der Kreml-Partei Einiges Russland.
In Sotschi treten Magnus Carlsen aus Norwegen und der Inder Viswanathan Anand gegeneinander an. Titelverteidiger Carlsen ist erst 23 Jahre alt. Der Shooting-Star wird weltweit von einer Bekleidungsfirma gesponsert. In seiner Heimat hat er einen regelrechten Schachboom ausgelöst. Das norwegische Fernsehen wird alle Partien der WM live übertragen.
Austragungsort war schwer zu finden
Carlsens Herausforderer Anand ist 44 Jahre alt. Bis vor kurzem glaubten viele, er habe seine besten Zeiten bereits hinter sich. Anand war von 2007 an ununterbrochen Weltmeister, bis er den Titel letztes Jahr eben an den Norweger Carlsen abgeben musste. Bei der Qualifikation für die WM im Frühjahr galt er schon nicht mehr als Favorit, spielte dann aber so gut, dass er schon zwei Runden vor Turnierende als Sieger feststand. Die erneute Begegnung der beiden Stars verspricht also Spannung.
Trotzdem hatte sich zunächst niemand bereit erklärt, das Revancheturnier auszurichten. Vor allem aus finanziellen Gründen. Die Heimatländer der Spieler hätten sich angeboten, aber Norwegen hat in diesem Jahr bereits die Schacholympiade ausgerichtet, Indien die letztjährige WM. Schließlich sprang Russland ein. Sotschi hat dank der Olympischen Spiele deutliche Überkapazitäten, viele der neu gebauten Anlagen stehen leer. Die politische Weltlage und die Isolation Russlands machen es nicht eben leichter, internationale Veranstaltungen an das Schwarze Meer zu holen.
Auch die Schach-WM in Sotschi stand lange auf der Kippe. Der Norweger Carlsen willigte erst wenige Stunden vor Ablauf der Frist in das Match ein. Hätte er abgesagt, hätte er seinen Titel kampflos verloren. Darüber, weshalb er zögerte, gibt es unterschiedliche Berichte. Es heißt, Carlsen sei mit dem Ort nicht einverstanden gewesen und habe sich mit der Norwegischen Regierung absprechen müssen. Andere sagen, ihm sei das Preisgeld zu niedrig gewesen. Es ist in diesem Jahr deutlich geringer als im vergangenen, liegt aber immer noch bei 1,8 Millionen Dollar.
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