Rotwein, Chips und ein gutes Buch - Der Reiz der Lesekreise

Moderation: Stephan Karkowsky · 17.03.2012
Mit seinem "Lesekreisbuch" will der Literaturexperte Thomas Böhm andere Literaturbegeisterte für dieses gemeinsame Lesevergnügen gewinnen. Die Online-Buchhändlerin Daniela Brezing gibt auf "Leselust" Tipps zur Lesekreis-Gründung.
"Ein gutes Buch zu lesen, ist immer ein Glück - aber es mit anderen gemeinsam zu lesen, ist ein noch viel größeres Glück."

Thomas Böhm muss es wissen: Der Programmleiter des internationalen literaturfestivals berlin hat über zehn Jahre lang einen Lesekreis geleitet.

"Es bringt sehr viel, sich gemeinsam mit anderen mit Büchern zu beschäftigen","

sagt der Literaturexperte.

""Es stärkt die soziale Kompetenz, die Leselust, und am Ende des Abends denkt man, dieses Buch habe ich nicht nur mit meinen, sondern mit vielen Augen gelesen."

Mit seinem Buch "Das Lesekreisbuch. Eine Anleitung" will er andere Literaturbegeisterte für dieses gemeinsame Lesevergnügen gewinnen. Lesekreise seien mitnichten elitäre Veranstaltungen, die Bandbreite sei riesig:

"Es kann Lesekreise geben, die sagen, wir lesen nur Krimis. Es kann genauso gut sein, dass man sagt, wir lesen nur die Bestseller, um festzustellen, was gerade so gefeiert wird. Es kann auch Lesekreise geben, die sagen, wir lesen nur Bücher, die 10 Jahre alt sind, um nicht den Bestsellerlisten aufzusitzen, oder nur Bücher von Autoren, die schon tot sind. Oder Autoren, die den Literatur-Nobelpreis bekommen haben oder unsere Lieblingsbücher. Das wird jeder Lesekreis selbst aushandeln, was Programm ist und wie das aussieht, ob das jemand vorliest, ob es jemand vorbereitet, ob man sich einen Leiter sucht usw. usw."

Seine Überzeugung:

"Ein Lesekreis ist weit mehr als ein geselliges Reden über Bücher. Ein Lesekreis ist auch eine Schule des Lebens."

"Ich liebe es, über Bücher zu streiten","

sagt Daniela Brezing. Die Online-Buchhändlerin leitet die Internetseite Leselust, ein Portal für Literaturinteressierte, in dem sie auch Tipps zur Gründung von Lesekreisen gibt. Ihre ersten der mittlerweile bundesweit zehn Lesekreise, die "Montagsleser" und die "Donnerstagsleser" in Berlin, bestehen seit mehr als zehn Jahren.

Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder bei Wein und Knabberkram zum Diskutieren und auch zum lustvollen Streiten. Von der Vermessungsingenieurin über den Diplom-Übersetzer bis zum IT-Teamleiter ist alles dabei:

""Man kann sich austauschen, man kann darüber streiten. Und das kann man leichter in einer Gruppe, wo man sich wertschätzt. Das kann manchmal ganz schön heiß hergehen."

Jeder lese und interpretiere ein Buch anders, je nach Lebenssituation und Erfahrung, lege andere Schwerpunkte – eine einmalige Erfahrung.

"Rotwein, Chips und ein gutes Buch: Der Reiz der Lesekreise"
Darüber diskutiert Stephan Karkowsky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Daniela Brezing und Thomas Böhm. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 / 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Literaturhinweis:
Thomas Böhm: "Das Lesekreisbuch. Eine Anleitung", Berliner Taschenbuch Verlag 2011

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