Rossini in Wildbad

West-östlich, aber ohne Diwan

22.07.2017
Wie kommt Gioacchino Rossini in den Schwarzwald? Ganz einfach: weil er 1856 tatsächlich selbst einmal hier – konkret: in Bad Wildbad – war, um sich von seinen Alterswehwehchen kurieren zu lassen.
Ob es ihm tatsächlich genützt hat, weiß man nicht so recht. Dem Ort allerdings schon: seit 1989 – und damit inzwischen im 29. Jahrgang – gibt es hier Festspiele um den italienischen Opernmaestro, die immer wieder durch Neuentdeckungen auf sich aufmerksam machen und nebenbei der Startplatz für viele Belcanto-Karrieren der letzten Jahre waren.
In diesem Jahr steht mit "Maometto secondo" eine Oper auf dem Spielplan, die zur tragisch gestimmten Hälfte von Rossinis Bühnenkompositionen gehört. Mit ihrer Orient-Okzident-Problematik und dem Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen bediente sie ein damals weit verbreitetes Bedürfnis nach möglichst exotischen Stoffen und gleichzeitig großen Haupt- und Staatsaktionen. Platz für eine herzzerreißend traurige Liebesaffäre bleibt natürlich trotzdem, auch wenn sich die Ost-West-Beziehungen hier weniger auf dem Diwan als auf den Schlachtfeldern abspielen. Lange durchkomponierte Ensembleszenen und große Chöre zeigen den Rossini bei dieser 1820 für Neapel geschaffenen Komposition auf dem Weg zur aufwendigen "Grand Opéra", die dabei wie immer auch einige brillante Solorollen bereithält. Mirco Palazzi und Elisa Balbo – letztere mit einer Blitzkarriere seit ihrem Debüt vor vier Jahren – verkörpern den gewalttätigen, aber auch großzügigen Maometto und Anna, die ihn einst liebte, aber jetzt politisch auf der anderen Seite steht.

Rossini in Wildbad
Trinkhalle, Bad Wildbad
Aufzeichnung vom 15. Juli 2017
Gioacchino Rossini
"Maometto II", Oper in zwei Akten
Originalfassung Neapel 1820
Libretto: Cesare della Valle
Mirco Palazzi, Bass – Maometto
Merto Sungu, Tenor – Paolo Erisso
Elisa Balbo, Sopran – Anna
Victoria Yarovaya, Alt - Calbo
Patrick Kabongo Mubenga, Tenor - Condulmiero/Selimo

Camerata Bach-Chor Poznań
Virtuosi Brunenses
Leitung: Antonino Fogliani