Rollschuh-Revival

Auf acht Rollen den Beat reiten

Motiv aus dem Buch "Sweetheart Roller Skating Rink" des US-Fotografen Bill Yates
Motiv aus dem Buch "Sweetheart Roller Skating Rink" des US-Fotografen Bill Yates © Bill Yates/ Promo
Moderation: Stephan Karkowsky · 18.05.2017
Rollschuhlaufen war in den 70er-Jahren in den USA groß in Mode. Ein Bildband dokumentiert nun das damalige Leben und Feiern auf einer Rollschuhbahn in Florida - und auch hierzulande rücken Roller Skates wieder mehr in den Blick.
Im Herbst 1972 fuhr der Fotografiestudent Bill Yates durch die Vororte seiner Uni-Stadt Tampa im US-amerikanischen Florida. Er nahm ein Gebäude aus den 30ern ins Visier, das er interessant fand, und begann zu fotografieren. Es war der Sweatheart Roller Rink, eine Rollschuhbahn. Yates begann Bilder zu machen von den Rollschuhläufern, jungen Leuten vorwiegend aus dem ländlich-proletarischen Millieu.

Mehr als 50 vergessene Rollen Film

Die mehr als 50 Filmrollen verstaute Yates in einer Kiste – und beachtete sie nicht weiter. Jetzt, 40 Jahre später, veröffentlichte Yates die Fotos und sie wurden schlagartig zur Sensation in der Fotokunst-Community. Jetzt sind sie im Bildband "Sweatheart Roller Rink" präsentiert.

Bill Yates im Gespräch mit Stephan Karkowsky (übersetzt):
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Gespräch mit Bill Yates im Original:
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Anlass, die 40 Jahre alten Filmrollen wieder hervorzukramen, war ein Tod in der Familie. Daraufhin rieten Yates' Kinder ihm dringend, seine Fotos zu sortieren - er selbst war zu diesem Zeitpunkt schon über 60 und sie sagten zu ihm, er solle dafür sorgen, dass all seine Bilder nach seinem Tod nicht einfach so auf dem Müll landeten.
Motiv aus dem Buch "Sweetheart Roller Skating Rink" des US-Fotografen Bill Yates
Motiv aus dem Buch "Sweetheart Roller Skating Rink" des US-Fotografen Bill Yates© Bill Yates/ Promo

Jugendliche, die feiern, trinken und rauchen

Die Bilder zeigen Jugendliche, die feiern, die trinken und rauchen. "Es waren andere Zeiten", sagt Yates, "da war Vietnam, die Hippies, es ging um Sex, Drugs and Rock & Roll." Einen bestimmten fotografischen Stil hatte Yates aber nicht im Sinn, als er die Kamera zur Hand nahm, stattdessen orientierte er sich einfach an bekannten Straßenfotografen jener Zeit.
"Es war eine ganz andere Art des Lebens, die mich so faszinierte", erzählt Yates. Deshalb ging er immer wieder zurück zur Rollschuhbahn und schoß insgesamt fast 800 Bilder - über sieben Monate hinweg. "Irgendwie hatte mich das gepackt!"
Motiv aus dem Buch "Sweetheart Roller Skating Rink" des US-Fotografen Bill Yates
Motiv aus dem Buch "Sweetheart Roller Skating Rink" des US-Fotografen Bill Yates© Bill Yates/ Promo

Bill Yates: Sweetheart Roller Skating Rink
Fall Line Press, Atlanta, 65,00 US-Dollar

Rollschuh-Disco und die "Skating Rinks", wie sie auch in Bill Yates' Buch zu sehen sind, waren – mehr als man glauben mag – sowohl musikalisch als auch politisch einflussreich in den USA. Von Disco über Hip-Hop bis Chicago Footwork haben die ihrerzeit innovativen Stile der Black Musik in den Roller Rinks stattgefunden und wurden dort maßgeblich beeinflusst.

Rollschuh-Disco in Berlin Neukölln

Auch in Deutschland entstanden damals Rollschuhbahnen, hierzulande waren sie in den 70er- und 80er-Jahren am populärsten. Eine davon befindet sich im Huxleys Neue Welt, ein Veranstaltungsort im Berliner Bezirk Neukölln, wo bis heute Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden. Dort ist heute auch die Roller Disco von DJ Rollers Hifi beheimatet.
"Es kommen einem natürlich einige Motive bekannt vor", meint DJ Rollers Hifi, "aber heute sieht vieles anders aus." Was ist das Besondere am Tanzen auf acht Rollen? "Wenn man Musik liebt und gern tanzt, dann ist das schon eine gute Voraussetzung", meint er. "Und dann auf den Rollen auf den Beats zu reiten, das ist noch einmal eine Steigerung dessen."

Eine der Skate-Hymnen aus der letzten Dekade:

Es sei eine ganz besondere Form, die Musik zu interpretieren, meint er. Schleppend und gleichzeitig treibend, das sei der perfekte Beat für die Roller Disco. Es gibt auch Choreographien - manche sogar international einheitlich. Ob man dann in New York oder in London aufs Parkett geht, sei dann gleich, erzählt Rollers Hifi.

DJ Rollers Hifi im Gespräch mit Stephan Karkowsky:
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(inh)
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