Rohingya

"Eine beispiellose Fluchtwelle"

Rohingya
Rohingya aus Myanmar auf der Flucht. Die verfolgte muslimische Minderheit gilt im Land als staatenlos und hat kaum Bürgerrechte. © dpa
Rudi Tarneden im Gespräch mit Gabi Wuttke · 16.09.2017
Hunderttausende Rohingya flohen in den vergangenen Wochen von Myanmar nach Bangladesch. Jeden Tag zwischen 10.000 und 15.000, sagt Rudi Tarneden von Unicef. Unter der Situation in den Flüchtlingslagern litten vor allem die Kinder.
Ein "beispiellose Fluchtwelle" spielt sich derzeit zwischen Myanmar und Bangladesch ab: Allein zwischen dem 4. und dem 10. September seien mehr als 200.000 Angehörige der verfolgten muslimischen Minderheit der Rohingya nach Bangladesch geflohen. "Jeden Tag zwischen zehn- und fünfzehntausend", so Rudi Tarneden von Unicef im Deutschlandfunk Kultur.
Die Zustände in den Flüchtlingslagern sind offenbar dramatisch. "Die Menschen wissen nicht, wo sie bleiben sollen", berichtet Tarneden. Sie kampieren im Freien, im Matsch, es ist Monsunregenzeit. Es gibt kaum Nahrung, kaum sauberes Trinkwasser. Viele der Kinder sind krank und schwach, schlecht ernährt und leiden auch unter dieser Situation der Verfolgung und der Flucht. Viele zeigen Zeichen von Traumatisierung, und die Helfer sind mit dieser Situation noch weitgehend überfordert."

Internationale Hilfe ist angelaufen

Zwar sei internationale Hilfe angelaufen und weite sich auch aus, aber es dauere, bis Hilfsgüter in der Region ankämen. "Für die Hilfsorganisationen und auch für die Regierung ist das sozusagen ein Wettlauf der Logistik." Auch Unicef liefere Hilfsgüter in die Region, sagt Tarneden. Zum Beispiel versuche man auf lokalen Märkten Tankwagen zu organisieren.
Den in Myanmar verblieben Rohingya zu helfen, sei derzeit nicht möglich, sagt Tarneden, obwohl Unicef dort präsent sei. "Im Moment haben wir keinen Zugang. Und man kann nur darauf setzen, dass insgesamt die Lage sich wieder entspannt und dass freier Zugang zu den Hilfebedürftigen in den Bundesstaaten in Myanmar wieder möglich ist und vor allen Dingen, dass die Gewalt dort aufhört."
(uko)
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