"Religionen sind immer instrumentalisierbar"

Rolf Schieder im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 17.09.2012
Im Kern seien die gewaltsamen Reaktionen auf den Mohammed-Film Zeichen eines kulturellen Konflikts, ist Rolf Schieder überzeugt. Die Religion werde in diesem Zusammenhang zur Verschärfung der Auseinandersetzung benutzt, so der Religionswissenschaftler.
Viele Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass Religionen selten der Brandstifter sondern der Brandbeschleuniger in gesellschaftlichen und politischen Konflikten seien, erläuterte der Religionswissenschaftler und Buchautor Rolf Schieder. Im Zusammenhang mit den aktuellen Auseinandersetzungen um den umstrittenen Mohammed-Film werde dies erneut erkennbar.

Dass es sich hier weniger um einen religiösen Konflikt handele, zeigten die Bilder von Protestierenden, die zum Beispiel Flaggen verbrennen und keine religiösen Symbole. Dies werte er als offensichtlichen Beleg dafür, dass es mehr um einen kulturellen Konflikt zwischen dem muslimischen Kulturkreis und der westlichen Welt gehe, erläuterte Schieder: "Diese Kulturkonflikte sind offenbar sehr viel massiver, als theologische Debatten, die sich zwischen Religionen abspielen könnten."

Interessant sei, dass sich fundamentalistische Gruppierungen – islamistische wie christliche – sich in diesem kulturellen Konflikt immer als Verlierer der Moderne fühlten. Aus dieser Opferrolle zögen sie dann die Berechtigung, gewaltsam gegen die Mächtigen vorzugehen, sagte Schieder.

Das vollständige Gespräch mit Rolf Schieder können Sie mindestens bis zum 17.2.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
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