Rekordsumme für ersten Superman-Comic

In Acryl verpacktes Spekulationsobjekt

07:20 Minuten
Cover des Superman-Comics von 1938.
Das "Action Comics #1"-Heft von 1938: Der Käufer kann es noch nicht mal lesen, es ist in Acryl eingeschweißt. © picture alliance / AP Photo / Uncredited
Alexander Braun im Gespräch mit Timo Grampes · 08.04.2021
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Zehn Cent hat das Heft "Action Comics #1" 1938 gekostet. Nun wurde es für die Rekordsumme von 3,25 Millionen US-Dollar versteigert. Eine "obszöne Höhe", die sich mit der Wertigkeit des Gegenstandes nicht erklären lasse, sagt Comicexperte Alexander Braun.
3,25 Millionen US-Dollar wurden für das Superman-Heft "Action Comics #1" von 1938 bezahlt. "Es ist genauso irrsinnig, wie wenn Leute 20 Millionen Dollar für einen Banksy bezahlen oder 22 Millionen für einen Gerhard Richter. Das ist einfach eine obszöne Höhe, die sich mit der Wertigkeit des Gegenstandes nicht mehr erklären lässt", sagt Comicexperte Alexander Braun zu dieser Rekordsumme.

Anlageobjekt für Superreiche

Der Preis würde ihn allerdings nicht überraschen. Schon 2018 war der Comic für rund 2,5 Millionen Dollar versteigert worden. Das Heft sei nichts anderes als ein Spekulationsobjekt von Superreichen, so Braun.
Der Verkäufer habe in drei Jahren einen Profit von 750.000 US-Dollar gemacht. "Das sind die Dinge, wo die Welt drauf guckt oder Leute, die Geld investieren wollen", sagt Braun.
Das Heft zeigt auf dem Cover Superman, hat aber den Titel "Action Comics #1". "Man muss wissen, dass die beiden Erfinder Jerry Siegel und Joe Shuster jahrelang mit ihrer Idee eines Superhelden getingelt waren und bei allen amerikanischen Verlagen eine Abfuhr erfahren mussten. Jeder hielt dieses Thema absolut für ungeeignet für den Markt", erklärt Braun. Nur durch Zufall kam 1938 Superman dann doch in ein "Action Comic"-Heft, weil die Macher noch einen Lückenfüller brauchten.

Die Angst vor dem Zerfall

Dass dieses und andere Comichefte so hochgehandelt werden, könne für die Käufer auch zum Problem werden. Denn die Hefte seien auf sehr billigem Papier gedruckt worden. In wenigen Jahrzehnten würden sie komplett zerfallen, vermutet Braun. Deswegen ist das Heft "Action Comics #1" in Acryl eingeschweißt.
"Was da gehandelt wird, sind eigentlich Acrylglasbehälter, in denen ein Heft ist. Wenn Sie der glückliche Käufer sind, können sie es noch nicht mal blättern oder sich angucken. Sobald Sie diese Acryl-Hartplastik-Verpackung öffnen würden, wäre dieses Siegel gebrochen, und das Grading wäre nicht mehr gültig", erklärt Braun. Das Grading wiederum sagt aus, wie gut der Comic noch erhalten ist. Je besser der Zustand, desto höher die Summen, die für das Heft ausgegeben werden.
Dass Millionensummen für einen Comic bezahlt werden, sei ein Phänomen des US-amerikanischen Marktes, sagt Braun. "Ich warne davor, jetzt in den Keller und auf den Dachboden zu gehen und deutsche Superman-Hefte zu suchen. Das deutsche 'Superman Nummer 1' stammt von 1966 und wird in einem guten Zustand für wenige Hundert Euro gehandelt."
(nho)
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