Regisseurin Verena Regensburger

"Hallo, ich bin die Neue"

Die Münchner Kammerspiele in der Maximilianstraße.
Die Münchner Kammerspiele in der Maximilianstraße. © imago/ecomedia/robert fishman
Verena Regensburger im Gespräch mit André Mumot · 15.04.2017
Bisher war Verena Regensburger als Regieassistentin an den Münchner Kammerspielen "Mädchen für alles". Jetzt darf sie zum ersten Mal selbst kreativ sein – und inszeniert an den Münchner Kammerspielen "Lügen".
Regisseur sein am Theater – oder Regisseurin – das ist ein Traum für viele. Aber wie kommt man eigentlich ans Ziel, wie kommt man hinein in den Betrieb? "Hallo, ich bin die Neue!" Mit diesem Satz ist Verena Regensburger durch die Münchner Kammerspiele gelaufen, als sie sich den Mitarbeitern vorstellen und O-Töne für eine Inszenierung von Susanne Kennedy sammeln musste. Seit 2014 ist sie Regieassistentin und hat mit den ganz Großen zusammengearbeitet – mit Martin Kusej, Yael Ronen, den Performerinnen von She She Pop. Bei Rang 1 spricht sie über die Klischees vom Kaffeekochen und Kopf-Hinhalten, die diesem Beruf anhaften. "Ja, man kocht auch Kaffee!", gibt sie lachend zu. Die Klischees kommen ja nicht von irgendwoher und bestätigen sich ab und an. Aber was vor allem anfällt, ist das viele Hin und Herlaufen und Vermitteln."

Die eigene Spiellust angefacht

Nun, zum Abschluss ihrer drei Jahre am Haus, bekommt sie die Chance, eine eigene Produktion zu inszenieren. "Lügen" heißt das Stück und präsentiert schon mal eine unangenehme Wahrheit: Zwischen zwei und 200 Mal lügt der Mensch pro Tag. Nächste Woche ist die Premiere, bei der zwei sehr unterschiedliche Schauspielerinnen auf der Bühne zusammenkommen: Kammerspiele-Star Wiebke Puls trifft auf Kassandra Wedel, eine gehörlose Darstellerin. Ein Abend über das Gegenteil von Wahrheit, der auch von einem Gebärdensprachdolmetscher begleitet wird.
Dabei bringt Verena Regensburger ein so genanntes Authentizitätslabor auf die Bühne, in dem sich die Rollen vertauschen und ganz neue Erfahrungen gemacht werden können. "Dabei haben wir verschiedene Situationen ausprobiert: Dass Wiebke Puls versucht, sich Kassandra anzunähern, indem sie Oropax und einen Kopfschutz aufsetzt und selbst von Kassandras Lippen abliest. Man merkt, was das mit Wiebke macht – die Anstrengung, aber auch die große Spiellust, die sich da entwickelt."
Auch ihre eigene Spiellust ist auf diese Weise angefacht worden: Verena Regensburger hat Feuer gefangen und will definitiv weiter inszenieren.