Regisseurin Annekatrin Hendel

"Das Thema Verrat ist ein Menschheitsthema"

Regisseurin Annekatrin Hendel steht am 27.04.2015 bei der Premiere des Films "Fassbinder" - eine Dokumentation über das Leben von Kultregisseur Rainer Werner Fassbinder - in der Berliner Volksbühne.
Regisseurin Annekatrin Hendel am 27.04.2015 bei der Premiere des Films "Fassbinder" - eine Dokumentation über das Leben von Kultregisseur Rainer Werner Fassbinder - in der Berliner Volksbühne © picture alliance / dpa / Gregor Fischer
Moderation: Ulrike Timm · 03.05.2017
Den Durchbruch als Regisseurin hatte Annekatrin Hendel mit "Vaterlandsverräter": Ein Film über den Schriftsteller und Stasi-IM Peter, der sich selbst enttarnte. In ihrem aktuellen Werk "Fünf Sterne" nimmt Hendel Abschied von ihrer Freundin, der Künstlerin Ines Rastig.
Als es die DDR noch gab, war sie im legendären Prenzlauer Berg kaum mehr als ein Zaungast. Die Kunst- und Kulturszene war verschlossener, als sie heute scheint - dennoch war es für die in Ostberlin geborene Regisseurin Annekatrin Hendel möglich, Zugang zu bekommen. Nach der Wende beschloss sie, ihre Erfahrungen als Dokumentarfilmerin zu verarbeiten. Zunächst half sie beim Film aus, dann schrieb sie Drehbücher und führte selbst Regie.
Ihren Durchbruch als Filmemacherin hatte Annekatrin Hendel mit dem Film "Vaterlandsverräter" über den Schriftsteller und IM Peter, der sich Anfang der 80er-Jahre selbst enttarnte.
"Ich versuche, auch mit denen zu fühlen, die sich benutzen lassen haben. Das Thema Verrat hat ja mit dem Ende der DDR nicht aufgehört. Es ist ein Menschheitsthema, das uns immer begleiten wird. Heute mehr denn je."
Für diesen Film, der den Auftakt zu einer Trilogie über Verrat und Verräter bildet, hat Hendel 2013 den Grimme Preis bekommen. Der zweite Teil "Anderson" über Sascha "Arschloch" Anderson, den Fixstern und Kult-Autor des kreativen DDR Untergrunds, der erst 1991 als Stasispitzel geoutet wurde, kam 2014 in die Kinos und zeichnete ein ungewohnt vielschichtiges Bild von der Situation der Künstler in der DDR.

"Für mich ist das nicht nur ein Film gewesen"

In diesem Frühjahr kommt nun Annekatrin Hendels bisher persönlichster Film "Fünf Sterne" ins Kino - in ihm wird das Leben von Ines Rastig, Sängerin, Malerin, Schauspielerin und Fotografin erzählt.
"Für mich ist das nicht nur ein Film gewesen, sondern eine gemeinsame Zeit mit meiner Freundin Ines. Erst bei der Berlinale konnte ich mir das Ergebnis als Film ansehen und war, wie das Publikum, sehr bewegt."
Auf der Berlinale bekam sie für diese Arbeit den Heiner-Carow-Preis. Der Film, den sie ohne Kamerateam drehte, erzählt eine Freundschaft, der die Zeit ausgeht. So nimmt sie von ihrer Freundin Rastig Abschied und setzt ihr gleichzeitig damit ein Denkmal.
"Die Nachricht ist ein riesengroßer Schock gewesen. Wieviel Zeit ihr dann am Ende bleibt, weiß man in dieser Situation eben nicht und das hält man überhaupt nicht aus. Deshalb bin ich so glücklich gewesen über die gemeinsame Zeit, die wir dadurch hatten."
Über dies und viele mehr sprach Deutschlandfunk Kultur-Moderatorin Ulrike Timm mit Annekatrin Hendel.
Mehr zum Thema