Referendum

Drei Szenarien für Schottlands Zukunft

Schauspieler spielen die Schlacht von Bannockburn nach.
Schauspieler spielen die Schlacht von Bannockburn nach. Was geschieht im Fall einer schottischen Unabhängigkeit? © Andy Buchanan / AFP
Von Klaus Pokatzky · 18.09.2014
Die Schotten erklären sich in dieser Woche womöglich für unabhängig. Es gibt genau drei Varianten, was dann passieren könnte. Unser Adelsexperte Klaus Pokatzky klärt auf.
Wenn sich die Schotten tatsächlich für die Sezession entscheiden, hätte dieses gravierende Folgen für Europa – und möglicherweise besonders für uns Deutsche. Es gibt genau drei Varianten, was dann passieren könnte: die Implosion, die Explosion und die Konklusion.
Variante Eins würde bedeuten: Schottland implodiert, zerfällt also in seine alten historischen Bestandteile – in die Region der Pikten und der Skoten, in die Clanherrschaft der MacAlpins und MacDonalds. Dieses würde ähnliche Bestrebungen in anderen Regionen Europas provozieren. Die Franken wollten noch nie gemeinsam mit den Bayern in einem Freistaat leben; die Kölner verachten die Düsseldorfer; die Bochumer waren den Dortmundern schon im Mittelalter nicht schwarz-gelb, sondern weiß-blau. Eine Europäische Union mit Tausenden von Mitgliedsstaaten wäre die Folge – wie weiland das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
Variante Zwei: Die Explosion. Das Keltentum könnte sich expansiv vereinen. Die sechs alten keltischen Nationen Schottland und Irland, Wales und Cornwall, die Isle of Man und die Bretagne würden sich zu einem eigenen Staatenbund zusammenschließen, der auch für bestimmte deutsche Regionen mit keltischer Vergangenheit reizvoll wäre. Uralte keltische Kultstätten erfreuen sich heute noch großer Beliebtheit vor allem auf der Schwäbischen Alb, im Donau- und Altmühltal, im Hunsrück und der Eifel, in der hessischen Wetterau und im Taunus.
Am Wahrscheinlichsten ist aber die dritte Variante: die Konklusion. Mit einer Loslösung Schottlands vom Vereinigten Königreich bekommen die alten Rechte des Herrschergeschlechts der Stuarts eine aktuelle Bedeutung. Das Haus Stuart ist ausgestorben. Die Thronrechte haben sich weitervererbt auf das Haus Wittelsbach, dessen derzeitiges Haupt Franz der Zweite von Bayern ist – den die alten Stuart-Anhänger, die sogenannten Jakobiten, schon heute als "Francis II., König von England, Schottland, Irland und Frankreich" bezeichnen. Der ist zwar erst 81 Jahre alt, aber kinderlos. Bei seinem Hinscheiden würden seine Rechte an seine Erben fallen: die wittelsbachischen Ansprüche als "Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben, Pfalzgraf bei Rhein" letztlich an Ludwig Heinrich Prinz von Bayern; die schottischen Rechte aber würden an die bayerische Herzogin Sophie fallen – da im Hause Stuart die weibliche Thronfolge herrscht, was das reaktionäre Macho-Haus Wittelsbach nicht kennt. Die Deutschen waren eben zu blöde für die Monarchie.
Herzogin Sophie wiederum ist die Gattin des Erbprinzen Alois von Liechtenstein, des zukünftigen Fürsten unseres südlichen Fastnachbarn. Der gemeinsame Sohn Prinz Joseph Wenzel Maximilian Maria von und zu Liechtenstein, Graf zu Rietberg, wäre dann am Ende der Erbe des Liechtensteiner wie des schottischen Thrones. Geboren wurde er am 24. Mai 1995 in London und ging auf englische Schulen – was nicht die schlechteste Voraussetzung für einen zukünftigen König von Schottland-Liechtenstein sein dürfte.
Der britische Thronfolger-Folger Prinz William und seine Frau Kate erwarten übrigens ihr zweites Kind. Wenn dieses ein Mädchen wird, könnte der zukünftige schottisch-liechtensteinische König dieses heiraten. Und dann wäre Schottland über den Vaduzer Weg problemlos wieder Bestandteil des Vereinigten Königreiches. Dann ist alles wieder gut. Es dauert nur noch ein wenig. Aber wir Monarchisten denken eben in längeren Zeiträumen.
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