Real oder nicht real, "das ist überhaupt nicht egal"

03.05.2012
Im Streit um nachgestellte Szenen in dem Dokumentarfilm "This ain't California" warnt der Potsdamer Professor Klaus Stanjek davor, den Zuschauer über die nachträgliche Herstellung von vermeintlichen Originalaufnahmen im Unklaren zu lassen.
"Eigentlich geht es ja darum, den Quellen von Informationen, den Quellen von Wissen möglichst nahe zu kommen," sagte Stanjek. Das sei bei historischen Themen oft schwierig. Es sei aber überhaupt nicht egal, "ob eine Situation (...) aus der Erinnerung verbal geschildert wird, ob sie aus der Erinnerung als Drehbuch aufgeschrieben wird und dann nachgespielt wird, ob sie von einem beteiligten Augenzeugen verbal geschildert wird - der Mensch, der wirklich dabei war - oder ob man tatsächlich eine reale Aufnahme hat von dieser Zeit, wo diese Situation geschehen ist, das ist überhaupt nicht egal."

Es gebe verschiedene Methoden, nachgestellte Szenen kenntlich zu machen. Was allerdings nach Meinung von Klaus Stanjek, der an der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" lehrt, nicht akzeptabel ist: "Filmmethoden so zu verwischen, dass der Zuschauer überhaupt keine Ahnung mehr hat, handelt es sich da jetzt um DDR-Aufnahmen aus den 80er-Jahren vom Alexanderplatz (...) oder ist es eine nachinszenierte Geschichte, die vielleicht den Sinn, auch vielleicht die Atmosphäre wiedergeben, aber nicht genau die Quelle des Wissens sind."

Stanjek will an folgender Unterscheidung festhalten: "Der Eindruck des Zuschauers, dass etwas so oder so ähnlich gewesen sein könnte, ist etwas anderes als ein Film, in dem der Filmemacher sich nicht damit preist, etwas richtig wiederzugeben, sondern indem er Material anbietet, was er gefunden hat."

Das vollständige Gespräch mit Klaus Stanjek können Sie in unserem Audio-on-Demand-Angebot als MP3-Audio hören.
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