Rassistische Hetze im Netz

"Die Leute schaukeln sich auf, dann eskaliert es"

Das Logo eines Potsdamer Bürgervereins mit dem Namen "Stoppt Hass-Propaganda! Erst prüfen, dann teilen" ist am 18.11.2014 in Berlin zusehen. Der Bürgerverein will sich gegen Propaganda-Material in sozialen Netzwerken zur Wehr setzen.
In Foren und sozialen Netzwerken sind immer häufiger menschenverachtende Kommentare zu lesen. © picture alliance / dpa / Lukas Schulze
Moderation: Hans-Joachim Wiese und Axel Flemming · 30.07.2015
Menschenverachtend, roh, empathiefrei: In der Anonymität des Internets zeigen Rassisten ihr wahres Gesicht. Über die hasserfüllte Debattenkultur im Netz sprechen wir mit dem Medienpsychologen Frank Schwab.
"Flammenwerfer wäre da die bessere Lösung gewesen", schrieb ein junger Mann auf Facebook unter das Foto eines Flüchtlingsmädchens. Kurz darauf war er seine Azubi-Stelle bei Porsche los. Hasserfüllte und rassistische Kommentare wie dieser sind im Netz immer häufiger zu lesen. Und anders als im beschriebenen Fall bleiben sie für die Verfasser oft ohne Konsequenzen.
"Eine Diskussionskultur, die mit Diskussion nicht mehr viel zu tun hat"
Eine Zunahme der Hetze im Internet - vor allem bei Debatten um Flüchtlinge und Asyl - bestätigt auch der Würzburger Medienpsychologe Frank Schwab. Er beobachte "eine Diskussionskultur, die mit Diskussion nicht mehr viel zu tun hat". An die Stelle eines Austauschs von Argumenten trete häufig der bloße Austausch von Beleidigungen, sagte Schwab im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. "Oft haben wir Gruppenphänomene, die Leute schaukeln sich auf und dann eskaliert es." Dies sei besonders dann der Fall, wenn die Leute sich unter sich glaubten und Andersdenkende gar nicht mehr an den Diskussion beteiligt seien.
"Gerade die extremen Gruppen im politischen Spektrum sehen unter dem Stichwort der Meinungsfreiheit eine Chance, dort alles Mögliche kundzutun und Zuhörer zu gewinnen", so Schwab. Dennoch formiere sich inzwischen auch der Widerstand gegen die Hetze im Internet - wegen Volksverhetzung oder Beleidigung könne man manch einschlägigen Kommentar zur Anzeige bringen.
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