Rapperin Cupcakke: "Ephorize"

Hypersexuell und voller Sprengkraft

Jenni Zylka im Gespräch mit Martin Böttcher · 07.02.2018
"Ephorize" heißt das neue Album der US-amerikanischen Rapperin Cupcakke. Obwohl sexualisierte Frauenbilder im Rap- und HipHop-Genre nichts Neues sind, setzt die 20-Jährige noch einen drauf. Dies sei aber mehr als Provokation, meint die Medienjournalistin Jenni Zylka.
Seit Januar ist mit "Ephorize" das dritte Album der US-amerikanischen Rapperin Cupcakke auf dem Markt. Ihre dazugehörige Tour führt sie im März auch nach Europa, wenn auch leider noch nicht nach Deutschland.
Bekannt geworden ist sie vor allem über das Internet. Ihre Videos gingen allesamt viral. Darin stellt sie sich meistens als hypersexuelles Wesen dar, das keine Tabus kennt. Ist die junge Frau damit am Puls der Zeit – oder ist das einfach nur die alte Sex-sells-Masche – und auch wir fallen gerade drauf rein?
Die Medienjournalistin Jenni Zylka sagt über Cupcakke:
"Es geht natürlich auch um Provokation, aber es ist mehr. Man muss ja auch heute laut sein, um die anderen alle zu übertönen, aber sexualisiert sind sie ja im Prinzip alle, ob Nicki Minaj, Brooke Candy oder Cardi B. Das sind Rapperinnen, die so etwas ähnliches machen. Aber bei Cupcakke geht es erfreulicherweise nicht immer nur um Sex, sondern auch um die gesellschaftlichen Umstände drumherum. In dem Song 'Biggie Smalls' geht es um das Thema Bodyshaming. Sie singt, ihr Interesse an Sex darf mit jeder Art von Körper stattfinden. Und so eine entspannte Einstellung dazu finden wir im Rap ja eher selten."
Ein anderes großes Thema auf ihren Platten sei der Aufruf zur Toleranz mit der LGBTQ-Community. [Anmerkung der Redaktion: LGBTQ steht für lesbian, gay, bisexual, transgender, queer.]
"Und auf der neuen Platte gibt es den Song 'Crayons', in dem sie die Bigotterie von Menschen gegenüber Lesben zum Beispiel kritisiert. Also diese typische Hetero-Einstellung, Männer, die sich küssen sind ekelhaft, aber Frauen, die sich küssen, dürfen in jeden Hetero-Porno. Da ist sie ganz deutlich und explizit und politisch."
Die junge Rapperin habe nicht nur Fans, sondern auch sogenannte Hater, sagt Zylka, also Menschen, die sie sehr negativ beurteilen. Ihre Bewunderer schätzten an ihr, dass sie, obwohl sie weder Modellmaße noch ein Beyoncé-Gesicht habe, frei und selbstbewusst auf der Bühne mit ihren Texten stehe, die von Selbstermächtigung handelten. In ihrer lustvollen Vulgarität schere sie sich weder um sprachliche Regeln noch um Zensur.
"Ganz klassische Rapper wie 50 Cent oder Ice-T, die ausschließlich von Bitches reden, wenn sie von Frauen reden, und die das dann auch noch so meinen, die haben natürlich ein Problem damit."
(cosa)
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