Rainer Maria Rilke "Der Panther"

"Eine präzise Reportage"

Ein schwarzer Jaguar, auch Panther genannt, liegt am 03.08.2017 in seinem Gehege im Berliner Zoo.
"Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält", so beginnt das Gedicht "Der Panther". © picture alliance / Christina Peters / dpa
Ausgewählt von Stefan Aust · 14.08.2017
Kaum einer kennt das Gedicht "Der Panther" nicht. Rainer Maria Rilke habe darin sehr genau beschrieben, was er im Zoo gesehen habe, sagt der Publizist Stefan Aust über sein Lieblingsgedicht. Es habe bei seiner Tochter viel ausgelöst.
"Ein sehr schönes Gedicht, das sehr genau beschreibt – wie eine präzise Reportage – was er im Zoo gesehen hat", findet Aust und hat ein Werk von Rainer Maria Rilke in unsere Sendereihe mitgebracht:

Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.
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