Radau, Idealismus und Klamauk

Von Hans-Ulrich Pönack · 01.08.2007
"Transformers" handelt von zwei außerirdischen Roboterrassen, die auf der Erde ihren letzten Kampf austragen. Der Film bietet viel Action, aber wenig Ironie und Spannung. "Der rote Elvis" erzählt die Geschichte des amerikanischen Sängers Dean Reed, der in die DDR umsiedelte und später Selbstmord beging. Im Mittelpunkt der Komödie "Der Date Profi" steht ein Verkehrspolizist mit Beziehungsproblemen.
Transformers
USA 2007. Regie: Michael Bay. Darsteller: Shia LaBeouf, Tyrese Gibson, Josh Duhamel, Anthony Anderson, Rachael Taylor, Megan Fox, John Turturro u.a. Länge: 143 min

"Transformers" ist das neue Werk von Michael Bay, der als Regisseur und Produzent derzeit als der Hollywood-Krachmacher überhaupt gilt. Bay, am 17.2.65 in L.A. geboren, machte sich zunächst in der Werbebranche mit Werbefilmen für namhafte Automobilfirmen einen Namen. Außerdem schuf er Musik-Videos für Stars wie Aerosmith, Tina Turner oder Meat Loaf. Seit 1995 inszeniert er Action-Filme, die zwar meistens von der Kritik zerrissen werden, an der Kinokasse aber "funktionieren": "Bad Boys - Harte Jungs", "The Rock - Fels der Entscheidung", "Armageddon" (1998), "Pearl Harbor" (2001), "Bad Boys II" sowie zuletzt "Die Insel" (2005). Zweimal wurde er bereits für die "Goldene Himbeere" als "schlechtester Regisseur" nominiert ("Armageddon" und "Pearl Harbor").

Auch in seinem neuesten Film geht es hauptsächlich um die bei Bay bekannte wie spektakuläre Dauerzertrümmerung: von Geist, Geschmack & Material. Ausgangspunkt: Die 1984 von einem japanischen Spielzeughersteller auf den Markt gebrachte Serie von Roboterfiguren, die man im Handumdrehen in Flugzeuge, Autos oder andere Fahrzeuge verwandeln kann. In den USA wurde daraus zunächst ein Zeichentrickfilm ("Transformers - The Movie"), in dem der große Orson Welles seine Stimme einer übellaunigen Kampfmaschine namens Unicron zur Verfügung stellte. Doch der 1986 in den Kinos angelaufene Streifen floppte und erreichte deshalb auch nie hiesige Leinwände oder Bildschirme. So blieb es beim Spielzeug für die lieben Kinderchen, einer TV-Zeichentrickserie sowie diversen (u.a. Marvel-) Comicserien, in denen die "Entwicklung" der Wandlungsroboter beschrieben beziehungsweise "erzählt" wird, sowie dem inzwischen obligatorischen Videospielzeug.

Nun also die gigantische Leinwand-Show eines Michael Bay (sowie von Mit-Produzent Steven Spielberg): Seit Jahrhunderten kämpfen zwei außerirdische Roboterrassen - die guten "Autobots" und die bösen "Deceptions" - um die Vorherrschaft im Universum. Auf der Suche nach der ultimativen Machtquelle (dem Energiewürfel "Allspark") sind sie nun auf dem Planeten Erde gelandet, um sich hier zu bekriegen. Und um den jungen, nichtsahnenden Boy Sam (Shia LaBeouf) in die Fänge zu bekommen, der, ohne es zu wissen, die Koordinaten für dieses Macht-Ding besitzt. Doch Sam möchte viel lieber seine neue Flamme Mikaela (Megan Fox) mit seinem neuen Chevrolet beeindrucken, als das Schlachgetümmel losgeht. Und 144 Minuten lang nicht mehr aufhört. Frei nach dem schönen Kriegs-Motto "Ohne Opfer keinen Sieg" verwandeln/tarnen sich fortwährend beide Roboter-Seiten in Autos, Trucks, Kampfjets, Panzer, Flugzeuge, Hubschrauber oder sogar in Stereoanlagen, um sich fortwährend bzw. laut dröhend zu duellieren.

Infantile Kriegs-, Militär- und Sieger-Phantasien breiten sich permanent aus, um wenigstens mal wieder auf der großen Leinwand einen Krieg zu gewinnen. Dafür war die amerikanische Automobilindustrie gerne hilfreich; fast alle Fahrzeuge stammen in dieser "Apotheose der Schleichwerbung" ("Variety") vom US-Hersteller General Motors (GM), der sich hier mit einem Drei Millionen-Dollar-Deal beteiligte. Und auch das Pentagon, das amerikanische Verteidigungsministerium, stellte dem Filmteam Kampfhubschrauber sowie F-117-Bomber gratis zur Verfügung, damit die Bösewichte von Roboter angemessen in die Steinzeit zurückgebombt werden können. Der Maschinen- und Trickpark läuft also auf Hochtouren; es kracht, zischt, brüllt permanent; die Amis wollen mal wieder völlig die Gehirne lahmlegen und donnern drauflos, dass es überhaupt kein Vergnügen ist. Im Gegenteil: von Action-Spaß, Charme-Blödsinn, Rummelplatz-Atmosphäre, Rhytmus oder Spannung…nichts zu sehen.

Es ist halt nur ein teurer, effektvoller, hirnrissiger Dauerknall, in dem Amerika mal wieder weltumspannend den großkotzig-ideologischen Entertainer mimt. Mit vielen "üblichen Zitaten" von "Independence Day", "Knight Rider", "Men In Black" bis "Krieg der Welten". Dies hier zu erleben, ist abtörnend, eklig, auf den Keks gehend, politisch-dämlich, entsetzlich langweilend. Seitdem diese unappetitliche patriotische Action-Hymne, dieser "üble Werbefilm für das Militär" ("New York Times"), am 3. Juli 2007 in den USA (mit 4011 Kopien) angelaufen ist, schlägt sie alle Kassenrekorde (= nähert sich dort der 300 Mio. Dollar-Marke), ist aber auch in China und Südkorea inzwischen sehr erfolgreich (= weltweiter Umsatz bislang 477 Mio Dollar). Jetzt fehlen noch die "Einsätze" aus Japan und Deutschland. Für den hiesigen Kinostart an diesem Mittwoch hat die FSK bei uns eine Altersfreigabe von 12 Jahren bestimmt.


Der rote Elvis
Deutschland 2006. Regie: Leopold Grün. Mitwirkende: Chucho Fernandez, Isabel Allende, Peter Boyles, Armin Mueller-Stahl, Celino Bleiweiß, Egon Krenz, Wiebke Reed u.a. Länge: 90 min

"Der rote Elvis " von Leopold Grün, Dresdner vom Jahrgang ´86, ist ein spannender Dokumentarfilm über eine spannende Figur der Zeitgeschichte "Ost": Über den schönen Cowboy, mittelmäßigen Schauspieler, Sänger und Freiheitskämpfer Dean Reed (1938-1986, für den sich inzwischen auch Hollywood-Star Tom Hanks interessiert und einen Film vorbereitet). Dabei ist eine differenzierende Biographie dieses aus Denver, Colorado stammenden "Aushänge-Amerikaners" der DDR entstanden, der zunächst in lateinamerikanischen Ländern sowie im damaligen Ostblock sehr populär war. Sowohl als Sänger wie auch als Polit-Aktivist.

Befreundet mit dem chilenischen Präsidenten Salvador Allende und Palästinenserführer Jassir Arafat protestierte Reed auf der ganzen Welt gegen die USA-Regierung, gegen Diktaturen und den Vietnamkrieg. Das einfühlsame wie kritisch-nüchterne Porträt erzählt die Lebensgeschichte des Schönlings, Schauspielers, Friedenskämpfers, des Rebellen und Frauenschwarms, der sich von 1972 bis zum seinem Freitod im ersten deutschen "Arbeiter- und Bauernstaat" einrichtete. Der sich als eine Art "Robin Hood mit der Gitarre" verstand, um gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt und für eine bessere Welt lauthals einzutreten. Zeitzeugen wie authentisches Filmmaterial begleiten diese politischen wie privaten Stationen um den naiven Idealisten, dessen Vorstellungen vom allgemeinen Menschen-Glück ebenso scheiterten wie seine zahlreichen und ebenso "hakenden" Partner-Beziehungen in der DDR.

"Der rote Elvis" ist kein nostalgisches Helden-Epos, sondern zeigt, beeindruckend-nüchtern wie sehr unterhaltsam, die verschiedenen Facetten und Seiten eines ebenso widersprüchlichen wie bemerkenswerten Menschen-Lebens, das nie aus seiner - selbstgewählten - Vermittler- bzw. Kommentatoren-Rolle herausfand.


Der Date Profi
USA 2007. Regie: Todd Phillips. Darsteller: Billy Bob Thornton, Jacinda Barrett, Horatio Sanz, Jon Heder, Michael Clarke Duncan u.a. Länge: 100 min

"Der Date Profi " von Todd Phillips (Co-Buchautor, Mitproduzent und Regisseur), der noch in seinen Filmen "Road Trip" (2000) oder "Old School - Wir lassen absolut nichts anbrennen" (2003) ein exzellentes Gespür für schräge Typen und noch kessere Situationen bewiesen hat. Hier allerdings, in der Story um einen jungen Verkehrspolizisten-Total-Loser, der sich mit einem selbstgefällig- lässig-arroganten "Dr. P." einlässt, um endlich richtig am Beziehungsleben teilnehmen zu können, wirkt alles so konstruiert wie vorhersehbar, irgendwie egal, lahm. Zudem bleiben die Hauptakteure ziemlich unsympathisch bis uninteressant, während die genau so (eben vorhersehbar) eintreffenden Gags sich als ziemlich döoflich-doof erweisen.

Der dann komisch sein wollende (Slapstick- ) Hahnenkampf zwischen Lehrer und Schüler soll mit fade noch halbwegs milde bewertet sein. Milde auch deshalb, weil ja mit Oscar-Preisträger Billy Bob Thonton ("Sling Blade"), Jon Heder ("Die Eisprinzen") und - in einem komischen Nebenpart - mit dem massigen Michael Clarke Duncan ("The Green Mile") eigentlich "ordentliches Personal" zur Verfügung stand. "School For Scoundrels", so der Originalitel, ist einer jener amerikanischen Filme, die im Grunde bei uns nicht (mehr) auf die Leinwand gehören, sondern irgendwann gut und gern erst auf DVD und dann im Fernsehen "verbraten" beziehungsweise versendet werden können.
Der US-Sänger und Schauspieler Dean Reed
Der US-Sänger und Schauspieler Dean Reed© AP