Psychologin über Achtsamkeit

"Wir machen keine Heilsversprechen"

Ausschnitt einer Tanz-Veranstaltung
Volle Konzentration drauf, sich nicht von der Angst lenken zu lassen - darum geht es beim Achtsamkeitstraining © picture alliance / dpa / Kim Ludbrook
Christel von Scheidt im Gespräch mit Axel Rahmlow und Vladimir Balzer · 17.08.2015
Vertreter der Mind-Body-Medizin praktizieren Methoden, die über die Schulmedizin hinausgehen. Ziel ist es, mit geistiger Hilfe körperliche Veränderungen zu erreichen. Ein Beispiel ist das Training der Achtsamkeit. Die Psychologin Christel von Scheidt stellt es vor und verteidigt es gegen Kritik.
Christel von Scheidt leitet die Tagesklinik für Naturheilkunde des Immanuel-Krankenhauses in Berlin. Patienten, die an ihren Kursen über Achtsamkeit teilnehmen, lassen sich einmal in der Woche sieben Stunden lang schulen. Die Trainer bringen ihnen auch Übungen bei, die sie zu Hause umsetzen können.
"Sie lernen Dinge kennen, die sie selber tun können. Das ist aus den Bereichen Bewegung. Achtsamkeit, Meditation, Ernährung, Stressbewältigung, Umgang mit stressverschärfenden Gedanken."
Die Kurse seien nicht mit autogenem Training zu vergleichen, bei dem durch starke Konzentration auf den eigenen Körper Veränderungen stattfinden, etwa, dass ein Arm sich schwerer anfühlt als vorher.
"Bei der Achtsamkeitsübung geht es in keiner Weise darum, dass sich irgendetwas verändert", sagte Christel von Scheidt, "sondern es geht eher darum, mehr und mehr zu lernen, mit dem, was ist, in einer akzeptierenden Haltung umzugehen."
Aussteigen aus dem inneren Film
Die Psychologin geht davon aus, dass unangenehme Gedanken auch körperlich unangenehm wirken. "Wir steigen aus dem Gedankenkarussell aus", erklärte Christel von Scheidt im Deutschlandradio Kultur und sprach über Übungen, in denen die Konzentration zum Beispiel gezielt auf den Atem gelenkt werde.
Was aber bringen solche mentalen Trainingseinheiten Menschen, die an schweren Krankheiten, wie zum Beispiel Krebs, leiden? "Wir machen überhaupt keine Heilsversprechen", sagte Christel von Scheidt. Es gehe um den Umgang mit einer Krankheit, nicht darum, diese durch Achtsamkeit heilen zu können.
In der Vorstellung der Patienten laufe ein innerer Film, der verbunden ist mit den Sorgen vor dem möglichen Krankheitsverlauf. Diese negativen Gedanken hätten auch körperliche Auswirkungen, sagte die Psychologin. "Immer wenn ich es schaffe, aus diesem inneren Film auszusteigen, passiert im Körper etwas."
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