Prozess-Auftakt gegen 17-jährige Palästinenserin

"Tamimi ist ein Star unter den Jugendlichen"

Die 17-jährige Palästinenserin Ahed Tamimi.
Das Gesicht des Protests: Die 17-jährige Palästinenserin Ahed Tamimi. © Ilia Yefimovich/dpa
Bettina Marx im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 13.02.2018
Schon als kleines Mädchen biss, schlug und bespuckte Ahed Tamimi israelische Soldaten. Nun steht die mittlerweile 17-jährige Palästinenserin vor einem Militärgericht. Instrumentalisiert werde ihr Gesicht aber nicht, glaubt Bettina Marx von der Heinrich-Böll-Stiftung in Ramallah.
Ahed Tamimi sei für die palästinensischen Jugendlichen eine Art Vorbild, sagt Bettina Marx, ehemalige ARD-Korrespondentin und jetzt Leiterin der Heinrich-Böll-Stiftung in Ramallah. Ihre Verhaftung habe daher in der palästinensischen Öffentlichkeit für sehr viel Aufgesehen gesorgt.
"Sie ist bekannt in den sozialen Netzwerken. Sie ist bekannt durch ihre außergewöhnliche Erscheinung, ihre langen blonden Haare, den hellen Augen. Aber auch deswegen, weil sie schon als kleines Mädchen sehr forsch aufgetreten ist, immer sehr mutig. Sie hat sich nie einschüchtern lassen von israelischen Soldaten, sondern hat immer sehr deutlich ihre Recht gefordert."
Heute begann vor einem israelischen Militärgericht hinter verschlossenen Türen der Prozess gegen die 17-Jährige. Tamimi war im vergangenen Dezember festgenommen worden, nachdem sie in ihrem Dorf Nabi Saleh im besetzten Westjordanland zwei israelische Soldaten attackiert hatte. Ein im Internet verbreitetes Video zeigt unter anderem, wie sie einem der schwer bewaffneten Soldaten eine Ohrfeige verpasst.
Gerade die stark politisierte palästinensische Jugend greife auf solche Protestformen zurück, weil viele andere in der Vergangenheit nicht gefruchtet hätten, erklärt Marx. Sie glaube allerdings nicht, dass Tamimi als nettes Gesicht des palästinensischen Widerstands benutzt werde.
"Sie gilt als Star inzwischen unter den Jugendlichen. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass sie als eine junge, heranwachsende Palästinenserin, die jeden Tag mit der Besatzung konfrontiert ist, sich schon auch ihre eigenen Gedanken macht und ihren eigenen Weg wählt."
"Aber alles in allem sieht man, dass die Proteste ziemlich zurück gegangen sind", sagt Marx.
"Es gibt Proteste an den Checkpoints, meistens an den Wochenenden. Aber im Großen und Ganzen versucht doch die Mehrheit der palästinensischen Bevölkerung irgendwie unter diesen sehr schwierigen Umständen der Besatzung noch ein einigermaßen ruhiges Leben zu führen. Die Demonstrationen der Jugendlichen, das ist wirklich eigentlich ein kleiner Aspekt des täglichen Lebens in den palästinensischen Gebieten."
(sel)
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