Programm der Ruhrtriennale

Flucht und Veränderungen aller Art

Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp bei der Programmpräsentation, rechts ein Plakat zur Ruhrtriennale 2018-2020
Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp © Edi Szekely / Ruhrtriennale
Stefanie Carp im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow  · 24.04.2018
Die Intendantin der Ruhrtriennale, Stefanie Carp, hat das Programm des nächsten Kunstfestivals vorgestellt. Flucht ist Thema - aber jenseits von Begriffen wie Problematik und Krise: "Die Flüchtlinge sind ja keine Krisen, die flüchten aus Krisen, die Europäer verursacht haben", sagt sie.
Wir haben Musik, wir haben Theater, wir haben Performance, wir haben Kunst – und zwar in alten Industriehallen, in Maschinenhäusern, im ganzen Ruhrgebiet verteilt – das ist die Ruhrtriennale. Am heutigen Dienstag ist das neue Programm vorgestellt worden.
Intendantin dieser Ruhrtriennale 2018 bis 2020 ist Stefanie Carp. Flüchtlingsbewegungen, dieses Thema beschäftigt sie besonders bei dieser Ruhrtriennale im Sommer. Das zeige sich auch im Programm, sagt sie:
"Nicht nur die Flüchtlingsbewegungen, sondern überhaupt die Veränderungen, die anstehen in unseren Gesellschaften, die sozialen, ökonomischen kulturellen Veränderungen – darüber macht sich das Programm insgesamt Gedanken."

Was ist aus Migrationsbewegungen entstanden?

Als Beispiel für die Beschäftigung mit diesen Themen nennt Carp ein Stück des Choreographen und Tänzer Serge Aimé Coulibaly und der Musikerin Rokia Traoré:
"Sie werden zusammen eine Produktion kreieren über die Migrationsbewegungen innerhalb Afrikas und welche Kultur und welche Sprachen daraus entstanden sind."
Zudem werde etwa William Kentridge eine neue Produktion zeigen, die zur Zeit in Johannesburg entsteht, "The Head and the Load":
"Über die Rolle Afrikas im Ersten Weltkrieg, über die Tatsache, dass zwei Millionen Menschen aus Afrika von den Kolonialmächten auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges gezwungen wurden."
Und Christoph Marthaler werde Charles Ives' "Universe Symphony' in Szene setzen:
"In diesem Werk geht es ja auch ums Antizipieren von Zukunft ."

Problematiken ein falscher Begriff

Carp will die sozialen Verwerfungen, die sozialen Problematiken dezidiert nicht als Problematiken verstanden wissen:
"Ich finde gar nicht unbedingt Problematiken: Ich würde ja immer sagen, wir stellen fest oder wir merken oder wir fühlen – und ich glaube, wir haben das noch nie so als Gesellschaft so stark gefühlt – dass wir Veränderungen vorantreiben müssen, dass wir Menschen, die wir in privilegierten, gesicherten Umständen leben, dass wir abgeben und teilen müssen. Im Grunde genommen soll alles neue Denken und alles neue Erfinden immer eine Aufforderung sein, die Veränderungen selbst in die Hand zu nehmen und zwar mit Neugier und mit Offenheit und mit Produktivität – und nicht mit irgendeiner Form von Larmoyanz. Und ich lehne es auch ab, da immer von Verwerfungen und von Krisen zu sprechen. Die Flüchtlinge sind ja keine Krise, die flüchten aus Krisen, die Europäer verursacht haben!"
Carp sagt, sie hoffe, dass sie auch die Menschen mitnehmen könne, die Angst vor diesen Veränderungen haben: "Indem wir zeigen, dass man überhaupt keine Angst haben muss, sondern im Gegenteil, produktiv mit den Veränderungen umgehen muss."
(mf)
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