Pro & Contra TTIP

Was bringt das Freihandelsabkommen?

Menschen demonstrieren in Berlin gegen die Freihandelsabkommen Ceta und TTIP.
Menschen demonstrieren in Berlin gegen die Freihandelsabkommen Ceta und TTIP. © picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm
Moderation: Matthias Hanselmann · 18.04.2015
TTIP – dieses Kürzel ist längst zu einem Reizbegriff für viele Deutsche geworden. Es steht für "Transatlantic Trade and Investment Partnership" – durch dieses geplante Freihandelsabkommen zwischen Amerika und der Europäischen Union soll die größte Freihandelszone der Welt entstehen. Sind die Ängste der Kritiker berechtigt?
In keinem anderen europäischen Land ist das Freihandelsabkommen TTIP so umstritten wie in Deutschland. Die Befürworter preisen die Vorteile für Unternehmen und Verbraucher: Der Verzicht auf Zölle, Quoten und andere Handelsbarrieren sowie die Angleichung von Produktstandards könnten Einsparungen in dreistelliger Milliardenhöhe bringen.
Kritiker warnen dagegen vor der Aushebelung von Standards im Verbraucherschutz, vor Genfood oder Chlorhühnchen, vor der Aushöhlung des Rechtsstaates durch die umstrittenen Schiedsgerichte – und dem Ausverkauf der Kultur.
Am Samstag, den 18.04.2015 rufen das Protestbündnis "TTIPunfairHandelbar" und die Europäische Bürgerinitiative "Stop TTIP" weltweit zu Protestkundgebungen auf.
• Sind die Ängste der Kritiker berechtigt?
• Wo liegen Pro & Contra?
Foodwatch-Gründer Thilo Bode: "TTIP ist ein Waterloo für die Verbraucher"
"TTIP ist ein Waterloo für die Verbraucher", sagt Thilo Bode.Der Geschäftsführer der Verbraucherorganisation "foodwatch" ist ein vehementer TTIP-Gegner und Autor des Buchs "Die Freihandelslüge - Warum TTIP nur den Konzernen nützt - und uns allen schadet".
Thilo Bode: "TTIP wäre ein weiterer verhängnisvoller Schritt in Richtung jener 'marktkonformen Demokratie', in der sich alles den Freiheits- und Gestaltungsansprüchen globaler Konzerne unterordnen soll."
Er sei als Volkswirt durchaus für freien Handel, aber: "Was hier passiert, hat mit Freihandel wenig zu tun." Das Abkommen gehe eindeutig "zulasten der großen Mehrheit, zulasten von Verbrauchern, Arbeitnehmern und vielen kleinen und mittleren Unternehmen, zulasten der Umwelt, der Souveränität der Länder, der Demokratie."
Daniel Caspary (CDU): "Große Chancen für Bürger, Verbraucher und Unternehmen"
"Das TTIP-Abkommen birgt große Chancen für Bürger, Verbraucher und Unternehmen", entgegnet der CDU-Europaabgeordnete Daniel Caspary.
Der außenhandelspolitische Sprecher der EVP-Fraktion wirbt für das Abkommen: "Es geht um Wachstum und Beschäftigung – und es geht nicht um die Senkung von Standards oder Verbraucherschutz. Es geht um besseren Marktzugang für unsere Unternehmen, große wie kleine – und es geht nicht um die Zwangsprivatisierung der Wasserversorgung. Es geht um die Abschaffung von Zöllen auf Lastwagen, Autos, Schuhe oder Klamotten, aber es geht nicht um die Verschlechterung von Arbeitnehmerrechten."
Die Ängste vieler Bürger würden bewusst von den TTIP-Gegnern geschürt: "Man kann mit diesem Thema Chlorhühnchen, mit dem Thema Hormonfleisch oder genveränderte Lebensmittel unglaublich schlechte Bauchgefühle bei den Bürgerinnen und Bürgern wecken. Aber klar ist: Ich kenne keine ernst zu nehmende Kraft im Europäischen Parlament, die eine Absenkung von Verbraucherschutzstandards akzeptieren würde."
Pro & Contra TTIP – Was bringt das Freihandelsabkommen?

Darüber diskutiert Matthias Hanselmann am 18.04.2015 ab 9.07 Uhr mit Thilo Bode und Daniel Caspary. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de sowie auf Facebook und Twitter.

Informationen im Internet
Über Thilo Bode
Über Daniel Caspary

Literaturhinweis:
Thilo Bode: Die Freihandelslüge. Warum TTIP nur den Konzernen nützt - und uns allen schadet
Deutsche Verlags Anstalt, München 2015
272 Seiten, 14,99 Euro

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