Pro Asyl über Flüchtlingssituation in Griechenland

"Europa richtet da ein Desaster an"

Ein verzweifelter Flüchtling am Strand von Lesbos.
Ein verzweifelter Flüchtling am Strand von Lesbos. © Deutschlandradio - Panajotis Gavrilis
Karl Kopp im Gespräch mit Kerstin Hildebrandt · 09.04.2016
Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl fordert die EU zum sofortigen Umsteuern beim Umgang mit Geflüchteten in Griechenland auf. Von einem rechtsstaatlichen Verfahren könne dort keine Rede sein. De facto seien in Griechenland Haftanstalten eingerichtet worden, so Pro Asyl.
Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl übt massive Kritik an der Situation der Flüchtlinge in Griechenland. "Der größte Skandal ist, dass die Flüchtlinge inhaftiert werden", sagte Karl Kopp, Europareferent von Pro Asyl im Programm von Deutschlandradio Kultur.
Die Hotspots seien praktisch zu administrativen Haftanstalten geworden. Dort fänden Schnellverfahren statt. Von einem rechtsstaatlichen Verfahren könne aber keine Rede sein. "Von daher ist das ein Desaster, das Europa da anrichtet", so Kopp. Die Flüchtlinge bekämen dort keine Informationen, es fehle an einer umfassenden Essensversorgung und die Anwälte der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bekämen keinen Zugang zu den Flüchtlingen, kritisierte Kopp. "In diesem Chaos ist alles möglich – vor allem Willkür".
Pro Asyl fordert, den "ganzen Deal" sofort zu stoppen und das "Haftregime" zu beenden. Die EU habe Griechenland dieses Haftregime auferzwungen. Derzeit seien 60.000 Flüchtlinge in Griechenland gestrandet und es fehle an allem. Auch gebe es vermehrt Angriffe von Faschisten auf Flüchtlinge. "Die Situation spitzt sich zu – in den Haftlagern, aber auch gesellschaftlich", sagte Kopp.
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