Prekäre Künstlerexistenz

Mehr Geld für die Freie Theaterszene!

Eine leere Theaterbühne
Eine leere Theaterbühne © imago/AGB Photo
Janina Benduski im Gespräch mit Janis El-Bira · 12.05.2018
Bei einem Treffen in Bochum hat sich die deutsche Theaterlandschaft nahezu geschlossen mit der Freien Szene solidarisiert. Über konkrete Forderungen an die Politik sprachen wir mit Janina Benduski, Vorsitzende des Bundesverbands Freie Darstellende Künste.
Festangestellte Künstlerinnen und Künstler an deutschen Theatern dürfen sich freuen: Gestern teilte der Bühnenverein mit, dass rückwirkend zum Jahresbeginn die Löhne um bis zu 3,5 Prozent steigen sollen. Von solchen Erfolgen kann man in der Freien Szene hingegen zumeist nur träumen. Doch auch hier gibt es Bewegung. Am vergangenen Wochenende trafen sich in Bochum Vertreter der Stadt- und Staatstheater sowie der Freien Szene mit Gewerkschaften, Initiativen und Politikern. Heraus kam eine erstaunlich konkrete Erklärung aller Beteiligter, laut der die Freien in Zukunft wesentlich besser aufgestellt sein sollen.

"Da ist eine neue Bewegung in die ganze Nummer gekommen"

Beim Treffen dabei war auch Janina Benduski, Vorsitzende des Bundesverbands Freie Darstellende Künste. Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur erklärt sie die Bedeutung des Treffens und der gemeinsamen Erklärung für die Freie Szene:
"Was es für uns so außergewöhnlich macht, ist, glaube ich dieses Zusammenkommen der verschiedenen Welten." Teilgenommen hätten Vertreter von Gewerkschaften, dem Deutschen Bühnenverein, der eigentlichen Theater inklusive der Kommunen und Städte genauso wie des Bundes der Szenografinnen und der Freien Szene. "Und dann haben sich auch noch alle dazu durchgerungen, eine Erklärung für die Stärkung der Freien Szene zu unterschreiben. Und dass der Bühnenverein und diese ganzen Organisationen aus dem Stadttheater sich dem anschließen, ist etwas komplett Neues. Da ist einfach eine neue Bewegung in die ganze Nummer gekommen."
Zum Inhalt der Erklärung sagt Benduski, dass es nun vor allem darum gehe, die Versprechungen der Politik aus dem neuen Koalitionsvertrag beim Wort zu nehmen:
"Da steht einiges Gutes drin: Dass der Bund sich stärker engagieren möchte, um die kulturelle Infrastruktur zu stärken [und] um insbesondere auch die Freien Künste besser zu unterstützen, um Festivals zu fördern und die internationale Netzwerkarbeit zu stärken. Und wir wollen jetzt auch darauf achten, dass nicht nur auf dem Papier bleibt. Und alle haben sich dem angeschlossen, um zu sagen: Jetzt folgt dem, was da drin steht, und nehmt auch das nötige Geld in die Hand."

Selbstausbeutung Freier Künstler stoppen

Konkret fordern die Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung eine Erhöhung der Bundesförderung für die Freie Szene in Gestalt des Fonds Darstellende Künste von 1,1 Millionen Euro auf 2 Millionen Euro in 2018 beziehungsweise auf 3 Millionen Euro im kommenden Jahr. Auf dem Weg, die Selbstausbeutung Freier Künstler zu stoppen, die oftmals massiv von Altersarmut bedroht sind, könne das aber nur ein erster Schritt sein:
"Das Schöne an den Förderstrukturen, so wie sie jetzt aufgebaut sind, ist, dass in den meisten [Fällen] das Geld direkt an die Gruppe oder an die Künstlerinnen geht", sagt Benduski. Entscheidend für sie sei die Langfristigkeit der Förderung. "Da ist eine Gesellschaft so mutig und gibt nicht nur wunderbar viel Geld insgesamt für die Theaterlandschaft aus, sondern hat auch ein Fördersystem, in dem sie Geld direkt an Künstlerinnen, an die Leute, die die Idee haben, gibt – und dann aber immer nur für so sechs Wochen oder drei Monate." Dabei könne sich aber keine Vision entwickeln: "Es braucht eher drei- bis fünfjährige Förderzyklen, in den bestimmte Gruppen, Ensembles und Kompanien einfach mal mit einer Grundfinanzierung ausgestattet sind – dass die wirklich arbeiten können und sich in dieser Zeit entwickeln können."
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