Politiker-Duelle im TV

"Eine politische Bildungsveranstaltung"

Menschen verfolgen auf einer SPD-Wahlkampfveranstaltung in Hannover das Fernsehduell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU, und dem Spitzenkandidaten Peer Steinbrück, SPD, auf einem Display; Aufnahme vom September 2013
Menschen verfolgen auf einer SPD-Wahlkampfveranstaltung in Hannover das Fernsehduell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU, und dem Spitzenkandidaten Peer Steinbrück, SPD, auf einem Display; Aufnahme vom September 2013 © picture alliance / dpa
Christoph Bieber im Gespräch mit Max Oppel · 07.06.2016
Die Spitzenkandidaten werden von Journalisten vor laufender Kamera "gegrillt" und müssen ihnen Rede und Antwort stehen: Das ist ein vertrautes Fernsehduell-Ritual in Wahlkampfzeiten. Der Medienexperte Christoph Bieber glaubt, dass auch Streamingdienste bald auf den Zug aufspringen werden.
Das Politiker-Duell im Fernsehen gehört zum Wahlkampf wie das Salz in die Suppe: Nicht nur in den USA oder in Großbritannien, auch im deutschen Fernsehen stellen sich die Kandidaten dem Kreuzverhör von meist zwei, manchmal auch vier Journalisten, die ihre Fragen abfeuern. Aber brauchen wir das wirklich?
Der Medienexperte Christoph Bieber, Professor an der Universität Duisburg-Essen, zählt die Vorteile des Formats für Politiker wie für TV-Zuschauer auf:
- Die Sendungen hätten enorm große Reichweiten,
- sie lieferten nebenbei auch kompakte Informationen über die Programme der Parteien und der Kandidaten
- und böten zudem verlässliche Rituale.
Und Politiker, die TV-Duelle vermeiden würden, hätten schnell den negativen Ruf weg, die Konfrontation mit dem politischen Gegner zu scheuen. Allein deshalb stellten sich die meisten Politiker dem Duell - und dem Wahlvolk vorm Fernseher.
"Insofern ist das durchaus auch eine politische Bildungsveranstaltung. Und von diesem Image profitieren diese Übertragungsformate im Moment noch stark."
Bieber betonte, es brauche im Grunde noch viel mehr solcher Formate – nicht nur mit den Spitzenkandidaten der größten Parteien, sondern auch die Kandidaten der anderen Parteien sollten zu Wort kommen. Allerdings plädiere er für höchstens ein bis zwei Moderatoren, damit man sich auf die Kandidaten konzentrieren könne. Andernfalls stünden die Fragen der Journalisten zu sehr im Vordergrund.
Für wenig sinnvoll hält Bieber dagegen Formate wie "Obama TV", weil dort "nur eine Person die Fäden in der Hand hält". Bislang sei das Format noch eine Domäne des klassischen Fernsehens - doch zeichne sich bereits ab, dass Streamingdienste wie Netflix bereits in den Startlöchern stünden und sich in der nächsten Zeiten im US-Wahlkampf mit Duell-Formaten einschalten könnten.
Mehr zum Thema