Physiker Stephen Hawking

Stimme aus einer anderen Galaxie

Der Physiker Stephen Hawking bei einer Pressekonferenz in London im Juli 2015
Der Physiker Stephen Hawking bei einer Pressekonferenz in London im Juli 2015 © dpa / picture alliance / Andy Rain
Von Friedbert Meurer · 26.01.2016
Seit Tagen läuft die Werbemaschinerie. In Science-Fiction-ähnlichen Videoclips wird Stephen Hawking gefeiert und inszeniert. Die BBC pusht eine zweiteilige Vorlesung des berühmten Physikers als Radio-Ereignis des Jahres.
"Can you hear me? - We can."
Wir verstehen Sie, antwortet Sue Lawley, die Moderatorin der Vorlesung. Akustisch also ja, aber auch inhaltlich? Gut 20 Minuten dauert Stephen Hawkings erster Teil von zwei Lesungen zur Frage: Haben schwarze Löcher keine Haare?
"Von außen können Sie nicht sehen, was in einem schwarzen Loch ist. Sie können einen Fernseher hineinwerfen, Diamantringe, oder ihren schlimmsten Feind. Übrig bleibt nur totale Masse und die rotiert. John Wheeler hat den Begriff "schwarze Löcher" geprägt und das mit den Haaren gesagt. Die Franzosen fanden schon den Ausdruck schwarze Löcher damals anstößig, das mit den Haaren ließ sie erst recht Verdacht schöpfen."
Hawking erzählt zu Beginn auch viel Persönliches. Das Publikum interessiert offenkundig nicht nur die Physik, sondern auch die Person des Superstars. Sie werden nicht enttäuscht. Hawking schildert, wie schlimm es für ihn war, als er mit Anfang 20 diese Nervenerkrankung bekam.
"Aber heute bin ich alt und auf einer einsamen Insel zu leben, das gefällt mir. Ich bekomme da viel weggearbeitet. Physik fasziniert mich, nur leider kann man sie nicht zum Nachtisch verspeisen."
Stephen Hawking ist amüsant, baut immer wieder einen Scherz ein. Auch das macht seinen Erfolg aus: dass er es versteht, trockene Physik verständlich, also populärwissenschaftlich zu schildern - sofern das möglich ist. Nach dem Pudding reicht er jetzt Spaghetti.
"Wenn Sie durch den Ereignishorizont eines schwarzen Lochs fallen, also durch seine Hülle, dann ist das so, als würden sie mit einem Kanu oben am Rand der Niagara-Fälle paddeln. Die Füße werden zuerst hineingezogen – ihr Körper wird ganz lang und flach gestreckt und schließlich wie zu Spaghetti zerrissen. Bei einem großen schwarzen Loch kommen Sie aber sofort durch. Also ich empfehle Ihnen, wenn Sie ein schwarzes Loch erforschen wollen, wählen Sie lieber ein größeres aus."
Die Katastrophe kommt sicher
Die BBC hat einiges getan, um die zweiteilige Vorlesung des Superstars der Physiker als Radioereignis des Jahres zu pushen. Seit Tagen läuft die Werbemaschinerie, in Science-Fiction-ähnlichen Videoclips wird Stephen Hawking gefeiert und inszeniert. Seine Stimme klingt wie aus einer anderen Galaxie zu uns herüber.
Im zweiten Teil nächsten Woche wird es ernster werden. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt werde zu einer immer größeren Gefahr für unsere Existenz. Hawking warnt vor Atomkrieg, Klimawandel oder gentechnisch veränderte Viren, die Katastrophe komme fast sicher. Jeder sollte deswegen über grundlegende Wissenschaftskenntnisse verfügen, um mitzuentscheiden.
Eine 12-Jährige darf zum Schluss ihre Frage stellen: Was geschieht, wenn ein schwarzes Loch mit einem anderen kollidiert?
Dann sei der Ereignishorizont des großen schwarzen Lochs größer als der der beiden einzelnen Löcher.
Habt ihr es verstanden? Ja, sagt Arunja. Ein wenig, meint ein anderer Schüler.
Also eher nicht, so wie es wohl den meisten ergangen ist. Aber zumindest dürfte es für viele unterhaltsamer gewesen sein als Physik in der Schule.
"Thank you for listening."
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