Perverser Unterhaltungsbonbon

Gesehen von Hans-Ulrich Pönack · 30.03.2011
Wenn bei der Oscar-Verleihung das böse "F..."-Wort fällt, ist die Empörung groß. In manchen US-Streifen hingegen darf gepöbelt, geprügelt und geflucht werden, bis sich die Balken biegen. "Sucker Punch" dagegen ist einfach nur krank.
Der gerade 45 Jahre alt gewordene Zach Snyder aus Green Bay (Wisconsin) ist und bleibt ein Gewalt-Pornograf der Leinwand, siehe die Comicverfilmung "300" von 2007, "Watchmen – Die Wächter" von 2009 und siehe vor allem jetzt das hier: "Sucker Punch", was soviel meint wie ein heimtückischer Schlag ins Gesicht, verkommt zu einem Hohelied auf Gewalt, Gewalt und nochmals Gewalt. Roh, primitiv, widerlich. Als perverser Unterhaltungs"bonbon". Weil - diesmal von "Mädels" ausgeführt.

Einer Art "Bunny-Gang" nach Playboy-Art. Mit "Spice Girl"-Plastik-Geschmack: Ob modellig blond oder braun oder asiatisch, für jeden ist eine dabei. Halbnackig, doof, aber immer hübsch stallonig: "The Expendables" auf jung-weibisch. Mit riesigen Schießprügeln, überdrehter Luftakrobatik, einer krankhaften Naiv-Alibi-Verruchtshow, also mit einer Banal-Story, die auf eine Briefmarkenrückseite passt: Girlies "mit Eiern" auf Abräum-Jagd. In drei Welten: Puff, Fiction, Irrenhaus beziehungsweise umgekehrt. Als Luder-Jagd mit Stangen-Charme-Erotik. Und Wut-Power. Weil sie zwischendurch auch mal von Loddeln verprügelt oder (angedeutet) vergewaltigt werden. "Angetrieben" von einem "Weisen" (Scott Glenn) mit Sprüchen wie "Wenn die Realität ein Gefängnis ist, kann dein Verstand dich befreien…". Verstand? Wo? Bei wem? Oder: "Hier sind eure Waffen. Nehmt sie, und euer Weg in die Freiheit beginnt". Ah ja.

"Sucker Punch" oder - ein primitiver, fast ständig pop- und punkmusikalisch grölender Genre-Eintopf-Fraß für pubertierende Freaks. Voll von "schönem" Zeitlupen-Gewaltkram. Mit "ästhetischem" "Sexy-Geballer". Im brüllenden Hochglanzformat, als abendfüllender Action-Schwachsinn - um scheinbar hilflose junge Dinger und mächtige, böse Macho-Kerle. Oder: wie aus Opfern markige Rache-Holzschnittpuppen entstehen, die aufreizend zurückkeilen.

In einer Mixtur aus Kriegsfilm, Kung-Fu-Fantasy, Horror, Science Fiction und Thriller läuft ein dämliches, behämmertes Schauermovie mit permanentem Dauerkrawall und ewigen Feuergefechten ab. Was für ein krankes Kino-Teil ist bloß dieser "Unterhaltungsfilm". P.S.: Mit viel Heuchel-Gedöns.

Wenn in den USA während einer großen öffentlichen Live-Veranstaltung wie die Oscar-Zeremonie einmal das F-Wort (FUCK) fällt, ist die Empörung immens. Und wird strafteuer. Zweitens: Der vierfach preisgekrönte "Oscar"-Sieger "The King´s Speech" ist für den US-Markt entschärft worden. Wegen "einiger Kraftausdrücke". Deshalb erhielt er nur für Erwachsene die Kinofreigabe. In der überarbeiteten Fassung wird er ab 1. April nun auch für Jugendliche "geeignet" sein. Für "Sucker Punch" musste Zach Snyder 18 Minuten schneiden, um eine Jugendfreigabe "ab 13" zu bekommen. Mindestens 90 wären eigentlich angebracht (für die spätere DVD-Auswertung wird es dann eine komplette Fassung geben). Was sind doch die Amis für Heuchel-Brüder.. und -Schwestern: "Sucker Punch" ist ein permanenter FUCK YOU-Film.

"Sucker Punch", USA 2011, Buch und Regie: Zach Snyyder, Darsteller: Emily Browning, Abbie Cornish, Jena Malone, Vanessa Hudgens, Jamie Chung, Oscar Isaac u. a., 109 Minuten, ab 16 Jahren

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