Wolfram Koch über TV-Morde

Das Böse kommt ins Wohnzimmer

Blutige Abdrücke an einer Wand.
Blut am Tatort. © EyeEm / Yasmeen
Wolfram Koch im Gespräch mit André Mumot · 16.02.2019
Wolfram Koch ermittelt als Fernsehkommissar im Frankfurter Tatort. In Zürich ist er zudem in Herbert Fritschs Inszenierung "Totart Tatort" zu sehen. Über die Fernsehkrimis sagt Koch, sie reduzieren das Leben: Am Ende gewinnt immer das Gute.
Das deutsche Fernsehpublikum kann sich an Krimis nicht sattsehen. Wie der Journalist Glenn Riedmeier nachrechnete, kam es im Jahr 2015 im Programm von ZDF und ZDFneo mehr als 4.500 Morde, im echten Leben waren es wenig als 300. Das Genre parodiert nun Wolfram Koch in dem Zürcher Theaterstück "Totart Tatort". Das Besondere: Koch steht selbst als Tatort-Kommissar vor der Kamera. Er ermittelt in Frankfurt am Main.

Der Tatort, das säkulare Wort zum Sonntag

Den Krimi-Rausch betrachtet betrachtet Wolfram Koch also skeptisch:
"Ich finde das ein bisschen problematisch: Was soll einem da noch einfallen bei den ganzen Krimis. Was für Plots gibt’s? Ich kann, glaube ich, nur sagen: Dieses Tatort-Krimi-Sonntagabend-Viertel-nach-Acht hat etwas von einem säkularen Wort zum Sonntag. Da gibt es am Wochenende, bevor die Arbeit am Montag anfängt, eine Reinigung: Das Böse kommt ins Wohnzimmer. Es gibt einen Mord, man ist nicht dabei – man sieht es nur im Fernsehen. Und am Ende gewinnt immer das Gute und löst die Fälle. Und dann kann man ins Bett gehen und die Woche anfangen."

Körperliche, sprachliche und gedankliche Präzision

Mit dem Regisseur des Theaterstücks "Totart Tatort", Herbert Fritsch, hat Koch bereits gemeinsam an mehreren Produktionen gearbeitet. Bei dem hohen Tempo seiner Komödieninszenierungen samt Slapstick und Schnellsprech-Attacken sei besondere Ausdauer gefragt, sagt Koch. "Das ist mit Herbert immer Dauersport, das finde ich aber hervorragend. Ich kenne kaum einen Regisseur, dem so viel einfällt. Dem fällt ja schon fast zu viel ein, was man machen könnte. Natürlich sagt er: 'Nein, das schafft ihr!' Er überfordert uns, was ich hervorragend finde. Und komischerweise schafft man es auch. Aber es ist tatsächlich in allen Bereichen eine körperliche und sprachliche und gedankliche Präzisionsarbeit."
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