Papst Franziskus in Südamerika

Schub für die Befreiungstheologie

Pater Klaus Mertes
Pater Klaus Mertes: "Frömmigkeit, die vor allem daran interessiert ist, in der Nähe zu den Armen Christus zu entdecken" © picture alliance / dpa / Foto: Karlheinz Schindler
Klaus Mertes im Gespräch mit Christopher Ricke · 06.07.2015
Der Papst besucht derzeit Südamerika und kehrt damit zu seinen Wurzeln zurück. Franziskus mache die Stimme Lateinamerikas in der Weltkirche hörbar, sagt Pater Klaus Mertes. Und der Papst rücke so die ins Abseits geratene Befreiungstheologie wieder ins Zentrum.
Zum Auftakt seiner Lateinamerika-Reise hat Papst Franziskus in Ecuador zum Schutz der Ureinwohner und anderer Minderheiten aufgerufen. "Fortschritt und Entwicklung müssen eine bessere Zukunft für alle sicherstellen, mit besonderer Aufmerksamkeit auf unseren verletzlichsten Brüdern", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche nach seiner Ankunft in Quito. Lateinamerika stehe immer noch in ihrer Schuld. Franziskus rief zu "Dialog und Teilhabe ohne Ausschluss" auf.
Die Reise nach Ecuador, Bolivien und Paraguay ist für den amtierenden Papst ein Heimspiel. Biografisch und theologisch hat er seine Wurzeln in Südamerika. Franziskus mache die Stimme Lateinamerikas in der Weltkirche wieder hörbar, betont der deutsche Pater Klaus Mertes. Der Papst rücke damit die ins Abseits geratene Befreiungstheologie wieder ins Zentrum. Dabei gehe es um "eine Frömmigkeit, die vor allem daran interessiert ist, in der Nähe zu den Armen Christus zu entdecken", sagte der Direktor des Kollegs St. Blasien im Deutschlandradio Kultur.
Die Befreiungstheologie bringt Politik, Mystik und Spiritualität zusammen
Die Befreiungstheologie sei keineswegs nur eine politische Theologie, erklärte der Pater. Sie bringe hingegen Politik, Mystik und Spiritualität zusammen. "Es ist auch eine Frömmigkeitsbewegung, nicht einfach nur eine säkulare Befreiungsbewegung", sagte er. Da sei es ehemals im Vatikan zu massiven Missverständnissen gekommen, so Mertes.
Papst Franziskus
Papst Franziskus © picture alliance/dpa/Fabio Frustaci/Eidon
Der Papst war gestern an Bord einer normalen Linienmaschine in der ecuadorianischen Hauptstadt gelandet und wollte damit offensichtlich ein Zeichen für die von ihm ausgerufene neue Bescheidenheit der Kirche setzen. Auf der Autofahrt durch Quito säumten tausende Menschen die Straßen und jubelten ihm zu. Die Lateinamerika-Reise des Pontifex dauert bis zum 12. Juli.
Der Papst wirbt für eine Erneuerung des sozialen und politischen Lebens
Nach Angaben des Vatikans will der aus Argentinien stammende Papst in den drei von ihm besuchten Staaten zu einer "Erneuerung des sozialen und politischen Lebens" sowie zur "demokratischen Teilhabe" ermutigen. Großen Raum sollen auch Begegnungen mit der indianischen Urbevölkerung einnehmen. Ecuador, Bolivien und Paraguay gehören zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas. Der Anteil der Katholiken liegt bei mehr als 80 Prozent.
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