Oxfam-Supermarktcheck

"Supergerecht und superbillig - das geht nicht!"

Eine Frau steht zum Bezahlen in einem Supermarkt an der Kasse.
Einkauf beim Discounter:Nicht immer achten die Einkäufer darauf, dass die Produkthersteller die Menschenrechte achten. © picture alliance / dpa / RIA Novosti
Moderation: Nicole Dittmer und Julius Stucke · 21.06.2018
Die Menschenrechtsorganisation Oxfam hat sich die Lieferketten der Discounter angesehen: Die Einhaltung der Menschenrechte ist für die Einkäufer der Handelshäuser meist kein Kriterium, sagt Oxfam-Sprecher Steffen Küßner.
Die Einhaltung der Menschenrechte bei den Herstellern der Produkte ist ein Aspekt, auf den die großen Discounter in Deutschland kaum achten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Oxfam-Studie, die nun veröffentlicht wurde. Nach Einschätzung des Oxfam-Sprechers Steffen Küßner können die Beschaffer der großen Discounter in Deutschland kaum Aussagen treffen, wie "fair" die Herstellern ihrer Waren arbeiteten: "Leid und Ausbeutung sind leider viel zu häufig Zutaten in dem Essen, das wir in den Supermärkten einkaufen", sagte der Sprecher im Deutschlandfunk Kultur.

Überprüfbar sind die Bekenntnisse der Discounter selten

Die Oxfam-Organisation hat 16 Supermarktketten unter die Lupe genommen. "Wir haben uns die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte vorgenommen, also ein international anerkanntes Normen- und Regelwerk. Und wir haben das übersetzt und runtergebrochen für Supermärkte, also untersucht, was wir konkret tun könnten in einzelnen Bereichen: Wie transparent sie sind, was ihre Lieferbeziehungen angehen, ob sie die Arbeitsrechte auf Plantagen schützen, was sie für Kleinbauern tun, ob sie Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen verhindern ganz kronkret an der Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten."
Zwar verkündeteten viele Discounter ressourcensparend zu arbeiten oder auf umweltfreundliche Transportwege zu achten. Doch überprüfbar sind diese Aussagen bei den Discountern kaum, wie Küßner betonte: "Wenn es um Menschenrechte geht, um Arbeitsrechte, um Kleinbauern oder um Frauen, dann sind diese Verkündigungen der Disounter Lippenbekenntnisse."

Wallmarts Grundsätze sind für Oxfam beispielgebend

Nach Einschätzung von Küßner sei in Deutschland sehr deutlich zu beobachten, dass sich die deutschen Supermarktketten "nicht wirklich selbst verpflichten, die Menschenrechte in ihrer Lieferkette einzuhalten, sondern sie verstecken sich hinter Zertifizierungssystemen." Im Gegensatz zu dieser deutschen Praxis habe etwa die amerikanische Supermarktkette Wallmart ein System eingeführt, in dem sie sich auf bestimmte Grundsätze selbst verpflichten, etwa Zwangs- oder Kinderarbeit zu verhindern.
Für den Verbraucher bleibt in dieser Situation ganz einfach der Grundsatz: "Klar ist: Supergerecht und superbillig - das geht nicht", so Küßner. Eine gute Orientierung allerdings biete immer das Fair-Trade-Siegel. Oxfam rät den Verbrauchern zur Aufmerksamkeit: "Leid und Ausbeutung dürfe in keinem der Produkte in den deutschen Diskountern stecken", sagte Küßner. "Hier müssen die Supermärkte sich die Lieferbeziehungen anschauen."
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